Das perfekt passende Surfboard mit der richtigen Kombination aus Volumen, Tailform und Grösse zu finden, ist ein Prozess ohne Ende. Je mehr Faktoren du beim Kauf eines Surfboards selbst kennst, desto schneller gelingt der Match.

Mein heutiges Ziel: Mir ein neues Surfboard shapen zu lassen. La Santa Surfboards stellt seit 1996 Surfbretter her. Die Shaper Crew rund um lokale Surfgrössen bietet ausser erstklassigen Boards eine weitere aussergewöhnliche Besonderheit: Jedes Jahr gelingt es ihnen, einen der besten Surfboardshaper der Welt auf die Kanarischen Inseln zu holen. Nachdem ihnen der Kalifornier Timmy Patterson, der für die Boards des Weltmeisters Italo Ferreira zuständig ist, Ende 2019 die Ehre erwiesen hat, folgte im Jahr 2020 der Hawaiianer Eric Arakawa. Er lebt an der North Shore in Hawaii und shapt seit er 14 Jahre alt ist. Sein wohl bekanntestes Board stellte er für Andy Irons her, in seinem gegenwärtigen Team ist Youngster Jack Robinson, der 2020 erstmals auf der Champions Tour der WSL surfen wird. Nun ja, eben eine wahre Legende. Kein Wunder, dass plötzlich die Stimme zittert und das Englisch nur noch gebrochen die Lippen verlässt, wenn man Eric gegenübersteht.

Speed Dating mit einem Shaper
Eric erfragt zuerst persönliche Daten, und da soll man auf keinen Fall schummeln – auch nicht beim Gewicht! Ausserdem gebe ich im Auskunft zu meinem Surflevel, die Eigenschaften der Spots, die ich normalerweise surfe sowie zu meiner allgemeinen Fitness. All diese Informationen geben Eric einen ersten Eindruck zu mir als Surferin. Ich erkläre ihm ebenfalls, dass ich das Board gerne etwas kürzer hätte als meine bisherigen, um in kleinen Sommerwellen besser zurecht zu kommen.

Um dem perfekten Board näher zu kommen, gebe ich ihm anschliessend Auskunft über mein jetziges Quiver (meine bescheidene Surfboardsammlung). Nur die Details (Grösse, Breite, Dicke und Volumen) der Boards reichen ihm jedoch nicht, vielmehr will er wissen, wie sich das Board anfühlt in den Wellen. Bleibt es ab und zu hängen beim Top Turn? Ist es einfach, Speed auf einer Welle zu generieren? Fühlt sich das ältere Board an wie ein Kreuzfahrtschiff, nachdem ich auf dem Board mit weniger Litern gesurft bin? Solche Fragen ermöglichen es Eric, das Board noch besser auf mich anzupassen. Überhaupt ist es das erste Mal, dass ich nicht einfach in einen Surfshop gehe und ein Board aussuche, dass mir erstens gefällt und zweitens irgendwie passend erscheint. Fragen über Fragen.

Computermodell und Wirklichkeit
Nach dem etwas sehr einseitigen Kennenlernprozess setzt sich Eric an seinen Laptop und sucht ein Basismodell aus. Dieses Basismodell findet man 1:1 in seinem Shop, es wurde anhand von unendlichen Teststunden im Wasser und den Eindrücken erfahrener Surfprofis entwickelt. Eric entscheidet sich für das Modell «Prophet», sein gängigstes Board für Beachbreaks und zeigt mir das Design. Das Programm am Computer überfordert mich etwas. Zu sehen ist ein weisses Board auf einem blauen Hintergrund, viele Vektoren und kleine Zahlen schmücken das Bild. Er erklärt mir kurz einige Details, zoomt dann zielstrebig in das Bild hinein und verändert die Rails und das Tail des Boards. Ich frage ihn nach dem Grund dafür und er meint: «Damit wirst du dich wohler fühlen in den kleineren Wellen. Den Speed musst du übers Pumpen generieren, dafür wendet es einfach.» Ok, wow… und das mit ein paar kleinen Klicks.

Dein Weg durch den unendlichen Surfboard-Dschungel
Das tatsächliche Treffen und Besprechen eines Surfboards mit einem Shaper ist definitiv nicht an der Tagesordnung eines jeden Surfers. Vielmehr bist du oft auf dich alleine gestellt beim Kauf eines Surfboards. Die folgenden Informationen geben dir wichtige Anhaltspunkte:

Volumen                
Errechne mit einem Onlinetool das ideale Volumen für dein Surfboard. Dies ist der wichtigste Indikator und entscheidet darüber, ob du viele Wellen surfst oder dir ständig die Geschwindigkeit fehlt, um in die Welle reinzukommen. Errechnen kannst du dies z.B. hier oder hier. Unbedingt ehrlich eintragen und den Range auschecken. Ich persönlich bewege mich eher am oberen Ende der Empfehlungen und fühle mich momentan mit 24l Volumen extrem wohl. Ich rechne mit 58kg Körpergewicht und guter Fitness. Gönn dir ruhig ein paar Liter mehr, vor allem wenn du nur ab und zu ans Meer kommst.

Grösse des Boards
Hier ist entscheidend, welche Grösse von Wellen du surfst. Grundsätzlich: Je grösser die Wellen, desto grösser das Board. Ich surfe umgerechnet meist ungefähr meine Körpergrösse, also zwischen 5’6’’ und 5’8’’ bei 167cm Körpergrösse.

Width & Thickness
Hier passiert die Magie, egal wie gross/klein ein Board ist. Sind diese zwei Faktoren gut auf dich abgestimmt, findest du ein Board in deiner Wunschgrösse mit deinem idealen Volumen. Fehlt dir oft die Paddelpower, dann schau, dass das Volumen eher im vorderen Teil des Boards verteilt ist, d.h. runde Nose oder ein eher breiteres Board.

Tail
Für diesen Faktor am besten verschiedene Boards ausprobieren. Gelingen dir Turns plötzlich besser und geschmeidiger, so kann es durchaus am runderen Tail liegen. Brauchst du etwas extra Push, um in die Wellen zu kommen, dann lieber einen Fish oder ein Squaretail mit viel Angriffsfläche für die Welle wählen.

Je mehr du ins Wasser kommst, desto besser wird dein Gefühl für dein ideales Board. Lass dir Zeit und geniesse die Reise bis dahin. Es dauert Jahre, bis man sein magisches Board findet. Informiere dich online über die Basismodelle, check auch immer dein Budget und probiere so viele verschiedene Boards wie nur möglich. Das Wichtigste ist und bleibt jedoch, dass du dir ein Board suchst, mit dem du easy in jegliche Wellen reinkommst. So macht’s am meisten Spass!

Eric Arakawa Boards: www.arakawasurfboards.com
Erics Instagram: www.instagram.com/arakawasurfboards