Die Schweiz, ein Binnenland mit Ding Docs und einigen local Surfboard Shaper. Heiko Brunner ist einer davon! Warum er das macht und wie er dabei vorgeht, erfährst du hier.

Heiko, kannst du dich noch an deine erste Surf Session erinnern? Falls ja, wie würdest du deine ersten Eindrücke im Wasser beschreiben?
Ja kann ich: Meine erste Session war eher langweilig. Da wir während des Beginnerkurses im Weisswasser starteten. Bereits am zweiten Tag ging der Surflehrer jedoch mit mir raus ins Line-up. Die erste Welle, die ich anpaddelte, erwischte ich und stand auf. Ich fuhr die Welle hinunter und war richtig berührt von der Kraft des Meeres. So sehr, dass ich Gänsehaut am ganzen Körper bekam. Das war meine erste grüne Welle und dieses Gefühl habe ich noch heute, jedes Mal wenn ich aufstehe und meinen Ritt beginne.

Shaper Heiko Brunner
Shaper Heiko Brunner.

Was bedeutet es für dich, landlocked zu sein? Wie findest du deinen Ausgleich in der Schweiz?
Ich surfe oft in Flüssen oder in Indoor Pools. Aber ja, es ist doof, ohne Meer zu leben. Und gleichzeitig ist es auch schön, denn wenn man ans Meer geht, freut man sich wie ein kleines Kind darauf. Man will alles ausprobieren. Die Wellen machen unglaublich Spass, auch bei Onshore-Wind. Diese Freude will ich bewahren und ich glaube, diese existiert für mich nur, weil ich landlocked bin. Denn bei schlechten Bedingungen sehe ich nur selten Locals rauspaddeln, obwohl man diese Wellen genauso surfen kann…

Seit wie lange shapest du Surfboards? Was hat dich dazu bewegt, deine eigenen Boards zu machen? Hast du ein Vorbild?
Wir sind zu zweit und haben vor etwas weniger als einem Jahr damit begonnen. Nick Uricchio, Gründer und Shaper von Semente Surfboards, ist eines meiner Vorbilder. Durch die genaue und vor allem praktische Auseinandersetzung mit dem Shapen, Glassen und Sanden, habe ich Folgendes festgestellt: Das Shapen ist das eine und ja, man kann vieles falsch machen (es hat auch etwas gedauert, bis ich qualitativ hochwertige Bretter machte). Aber das Glassen und Sanden ist für mich die grössere Herausforderung! Daher gilt für mich der Shaper als Erschaffer, aber die Glasser und Sander machen die Schöpfung erst brauchbar.

Was für Boards shapest du?
Alles im Bereich der High Performance, egal ob Step-down Boards (bis zu 5 Fuss Wellenhöhe und schlechte Qualität) oder Step-up Boards (bis zu 15 Fuss Wellenhöhe). Ich selber bin ein grosser Fan von Shortboards, kann mich aber auch für andere Bretttypen begeistern. Hauptsache ist, ein Brett unter den Füssen zu haben, das abgeht.

Hat sich deine Technik über die Zeit verändert, bzw. weiterentwickelt? Falls ja, wie? 
Ich habe sehr viel über Rocker, Outline und so weiter gelernt. Aber am interessantesten finde ich den Bottom des Surfbretts kombiniert mit der Rockerline. Wenn diese 2 Faktoren harmonieren, stimmt schon vieles. Denn Concave ist nicht gleich Concave. Je nach dem wo er sich im Brett befindet, wird das Brett entweder schneller oder unbeweglicher. Wenn der Concave zu tief ist, wird das Brett sogar langsam. An solchen und ähnlichen Erkenntnissen ist für mich sichtbar, dass sich meine Techniken verfeinern.

Wo shapest du deine Boards? Hast du eine Werkstatt? Wie sieht sie aus?
Aktuell können wir die Werkstatt eines Freundes benutzen, wir werden jedoch bald umziehen. Daher ist noch alles etwas provisorisch aber man richtet sich den Umständen entsprechend ein.

Kannst du den Herstellungsprozess von A (Idee) bis Z (Endprodukt) kurz umschreiben? Wie lange brauchst du dafür?
Ein Surfbrett, das ich für mich shape, beginnt mit den Eigenschaften, die ich bei meinem aktuellen Board vermisse, wie z.B. Speed, leichteres Paddeln oder wenn das Brett auch kleinere Fehler bei Manövern aufweisen sollte… Ich mache mir Gedanken dazu, wie diese Eigenschaften zu erreichen sein könnten und kreiere demnach eine Outline. Der Bottom und die Rails gestalten sich stark nach den Anforderungen, die ich an mein neues Board habe. Dann kommt es auf die Dicke des Bretts an, ich muss entscheiden, wo ich dank der Brettdicke mehr Volumen schaffen will und wo weniger. Das hat nebst der Breite und der Länge des Boards einen Einfluss darauf, wie es sich auf dem Brett paddeln lässt und wie schnell ich eine Welle erwische. Der Rocker kommt da auch noch hinzu. Du siehst, es stecken viele Gedanken in einem Board… Danach wird die Outline aufgezeichnet, der Blank geformt, das Brett designed und laminiert, ein «Hot Coat» aufgetragen, viel geschliffen und zum Schluss noch poliert. Und fertig! Das ganze dauert zwischen 6 und 11 Stunden, die Trockenzeiten sind dabei nicht einberechnet.

Anatomie eines Surfbretts
Anatomy of a Surboard: alohasurfguide.com

Was für Materien verwendest du? Woher kommen sie? Mischst du alles selber an?
Ich shape mit Polyurethan Blanks, die lasse ich von Frankreich aus liefern. Ich glasse mit Epoxyharz, da Polyester schlechtere Eigenschaften aufweist. Dafür ist Polyester halb so teuer. Dass Polyester den besseren Flex haben soll als Epoxy, kann ich für mich nicht bestätigen. Aber das ist dann wieder ein Thema für sich. Das Epoxy, die Fiberglasmatten, Carbonstrips, Leashplugs, und Finnboxen bestellen wir ebenfalls online. Und ja, wir mischen alles selber an.

Was fasziniert dich an dieser Tätigkeit?
Jeder, der surft, sollte seine Bretter selber bauen. Es gibt ein tieferes Verständnis für die Bretter aber auch für den eigenen Surf. Wenn ich shape, bin ich in Gedanken auf der Welle und stelle mir vor, wie das Brett im Wasser gleitet, wie es sich anfühlt, während ich meine Manöver fahre. Daher kann ich die Faszination am Shapen nicht verlieren, denn es gehört für mich zum Surfen mit dazu.

Brett geshaped von Heiko Brunner

Gibt es Arbeitsprozesse, die du mehr oder weniger gerne machst? Als mehr oder weniger herausfordernd empfindest? Und warum?
Definitiv! Schleifen kann zur Geduldsprobe werden. Und das Finishing ist etwas langweilig. Trotzdem muss man sich die Zeit dafür nehmen, um ein schönes Ergebnis zu erhalten. Für mich ist das Shapen der Teil, welcher mir am besten liegt und deshalb auch der beste Teil. Glassen und schleifen empfinde ich als herausfordernder.

Wo findet man dich?
Wir arbeiten daran, unsere Homepage fertig zu stellen. Bis diese aufgeschaltet ist, bin ich unter folgender E-Mail-Adresse erreichbar: heikobrunner93@gmail.com. Wer gerne ein Brett in Auftrag geben möchte, kann sich so bei mir melden. Auf der Homepage werden dann auch alle Modelle unserer Linie und die zugehörigen Brettinformationen ersichtlich sein.

Gibt es sonst noch etwas, dass du gerne teilen möchtest?
Ich bedanke mich für das Interview und fände es schön, in Zukunft ein paar Surfbretter mit dem Swissshapes-Logo am einen oder anderen Ort anzutreffen.