Welcher Bereich der Finne hat welchen Einfluss? Wo liegen die Vorteile von FCS2 oder Futures? Was ist eigentlich mit FCS1? Hier findest du einen Überblick plus Tipps zum richtigen Finnen-Setup.

«Ach, als würde unsereins den Unterschied überhaupt spüren» oder ähnliche Aussagen hört man als Beginner oder Intermediate häufig. Lass dir gesagt sein, die Wahl der Finnen macht einen spürbaren Unterschied. Das stimmt auch, wenn du erst angefangen hast zu surfen und gerade übst, die Welle abzureiten. Beginne also früh, dich für dein Material zu interessieren. Mit einer guten Wahl deines Bretts sowie der Finnen holst du ein paar Prozent mehr aus deinem nächsten Surf raus.

Sichtbare Unterschiede in den Finnen
Sichtbare Unterschiede bei den Finnen – jede hat ihr Spezialgebiet

«Es liegt nicht an der Badehose, wenn ein Bauer nicht schwimmen kann» ist ein altes Sprichwort. Doch niemand geht gerne in einer zu kleinen Hose in den Swimmingpool und gerade für uns landlocked Schweizer ist jede Hilfe gut, die wir kriegen können. Die Fin-o-logie soll hier in drei Bereichen erklärt werden: System, Set-up und Finnenshape.

Systeme


Die wichtigsten aktuellen Systeme sind FCS2 und Futures. Verzeiht mir, dass ich FCS1 unterschlage, aber wer verkauft noch Boards (neu) in FCS1? Also.

Futures | VORTEILE

  • Die Finnenbox selbst ist stabiler im Board verankert und etwas robuster
  • Fest am Board durch eine Schraube
  • Verlust durch Aufprall kaum möglich
  • Single-Fin oder 1plus2 grosse Auswahl
  • Neue Kategorien des Herstellers und die «Ride-Number» machen Auswahl leicht

Futures | NACHTEILE

  • Ohne Finnenschlüssel nicht zu lösen oder zu befestigen
  • Grössere Box, etwas mehr Gewicht

FCS 2 | VORTEILE

  • Leichter Wechsel der Finnen ohne Werkzeug
  • Kleinere Box im Board
  • Klicksystem
  • Verwendung von FCS1-Finnen mit Adapter möglich
  • Buchse für Schraube vorhanden zur zusätzlichen Absicherung
  • Fin Finder auf der Homepage macht die Auswahl leicht

FCS 2 | NACHTEILE

  • Risiko gross, die Finne zu verlieren
  • Wenn man Schrauben verwendet, kann man auch Futures nehmen
  • Finnenbox etwas leichter zu beschädigen
  • Man braucht ein wenig Kraft zum Entfernen der Finnen, die Schlaufe der Leash oder ein Handtuch schützen deine Hände
Mark Richards Finnenset
Mark Richards FCS2-Finnenset ist einzigartig als Twin plus eine kleine unter dem Tail. Für Swallowtails und klassische Fish-Shapes sicher cool zum Ausprobieren!

Set-up


Single Fin
Eine grosse Finne befindet sich in der Mitte deines Tails. Findet man an Longboards, Beginner Foamies und im Zeitalter des «ride anything» auch an speziellen Shapes wie Bonzern oder alternativen Shapes. Die grosse Finne bietet Kontrolle und ein cruisy Gefühl. Nachteil ist, dass die Performance in der Regel auf langsamere Turns und gefühlvolles Abreiten einer Linie beschränkt ist. Single Fins sind retro, cool, hip und machen Freude. Sei dir aber klar darüber, dein Bottom Turn sollte nahe an perfekt sein, damit dir die Nose nicht ausbricht. Legende am Werk: Tom Curren bändigt ernsthafte Wellen mit einem Single Fin. Man sieht den Unterschied zu modernem Thruster Surfen (drei Finnen, eher ein Rail-to-Rail-Surfen) deutlich:

Twinnie, Twinfin oder Two Fin
Heisst alles dasselbe. Zwei Finnen nebeneinander, je links und rechts am Rande deines Tails. Das Wasser fliesst ungebremst durch die Mitte deines Boards. Das heisst Speed! Du hast pro Seite quasi nur einen Punkt, auf dem du drehst, nämlich die Finne dieser Seite. Im Vergleich zum Thruster, hast du keine Finne unter der Spitze deines Tails. Heisst mehr Beweglichkeit, mehr Speed aber bei grossen Wellen auch ein wenig mehr Risiko. Dein Brett wird nämlich etwas «loose» oder «driften», wenn es schnell wird oder die Wand steil. Dennoch gibt es Pros und Freesurfer, die das Twinfin auch in grossen Line-ups zur Perfektion gemeistert haben. Meist findest du das Set-up bei Fish Boards oder modernen Hybrid Shapes. Generell kann man ein Twin für nicht zu steile, zu grosse Wellen empfehlen, speziell Pointbreaks. Ausserdem für schlechte und unterdurchschnittliche Bedingungen, da der Speed hier dein Freund ist. Asher Pacey ist eine Freesurflegende und berühmt als Grossmeister des Twin-Fin-Boards aka Fish. Du siehst «loosere», «driftigere» und weite Turns:

Quad
Ist ähnlich wie ein Twin, nur mit zwei Finnen pro Seite. Gut für entweder klein und schwach, oder gigantisch und steil. Wieder: Die Finne des Thrusters in der Mitte des Tails fehlt hier und erlaubt einen schnellen Wasserstrom. Durch gleich zwei Finnen pro Seite kannst du dich mit einem Quad Set-up auch ordentlich in die steile Wand hineinkrallen. Bei grossen und holen Wellen sieht man meist aus diesen Gründen auch das Quad – Speed und Halt! Der Nachteil ist, dass durch die vielen Finnen im Wasser das Brett nicht so leicht in kleinem Radius drehen wird. Mick Fanning über den Unterschied zwischen Thruster und Quad:

Thruster (drei Finnen)
Das populärste Set-up ist der Thruster. Es bietet Kontrolle und Halt, genug Speed und die meisten Shapes kommen als Thruster. Wenn du dein erstes Board kaufst, entscheide dich für drei Finnenboxen oder besser noch fünf. So kannst du zwischen Thruster, Twin und Quad wechseln und für dich das richtige Gefühl entwickeln. Meistens bleiben Surfer bei der ersten Wahl des Finnensystems, da man die gleiche Finne für das nächste Brett behalten oder eben auch wechseln kann. 

Die Form der Finnen

Generell gilt: Je mehr Finnenfläche im Wasser, desto mehr Halt. Ausserdem muss man klar unterscheiden zwischen Finnen, die dich schnell surfen lassen (kleine, schwache Wellen) und Finnen, die dir erlauben, den ohnehin schon grossen Speed zu kontrollieren (grosse, steile, schnelle Wellen).

Begriffe zur Finne dargestellt
Finnologie im Detail.

Size
Im Zweifelsfall lieber ein bisschen grösser, als die Herstellerangaben sind. Du findest meist eine Gewichtsangabe auf der Homepage der Hersteller und auf der Verpackung des Produkts. Auch hier gilt: Surfst du grössere Wellen, schadet eine grössere Finne sicher nicht. 

Foil
Das ist die bauchige Wölbung der Finne, wenn du von vorne auf sie schaust. Mehr Foil heisst mehr Auftrieb (buoyancy) aber auch mehr Reibung, weil mehr Finnenmaterial im Wasser ist und das wiederum macht dich etwas langsamer. Meistens kannst du diesen Faktor hinter Rake und Flex (siehe unten) nach ganz unten in deine Überlegungen einordnen. Denn für Twins und Single Fins ist der Faktor Foil zwar wichtig, für den meist gebrauchten Thruster jedoch nicht massgebend.

Surfprofis haben ihre eigenen Finnensysteme
Pros haben ihre Signature-Finne, die sich für ihren Stil am besten anfühlt, mit Shapern abgestimmt.

Rake or Sweep
Du schaust seitlich auf die Finne. Rake bezeichnet das Mass, mit dem die Spitze der Finne über die Base hinausragt. Wie weit die Finne nach hinten zeigt, nennt man Rake. Ist die Finne aufgerichtet, hat sie wenig Rake. Steilerer Rake heisst Stabilität und etwas mehr Speed. Ein steiler Rake heisst aber auch, dass du weniger «turnability» spüren wirst und die Radien nicht so eng möglich sind, wie bei flacherem Rake. Die Wellen, die du meistens surfst, sollten hier deine Entscheidung vereinfachen. Grosse, hohle Wände? Steiler Rake! Turns, Turns, Performance, Performance: Eine Finne, die nach hinten zeigt, viel Rake also! Häufig wird auch der Begriff «Pivot» verwendet. Pivot bezeichnet die Eigenschaft, wie gut das Brett auf einem Punkt drehen kann. Je steiler desto mehr «Pivot».

Flex
Wie biegsam ist die Finne? Wieviel federt sie? Harte Finnen sind stabiler, erlauben weitere, geschnittene (carving) Turns. Weiche Finnen federn nach der Belastung in der Kurve wieder zurück und geben dir diese Energie spürbar in deinen Turn ab. Je weicher, desto weniger Kontrolle, doch desto mehr Freiheit. Welche Art Finne nun für Beginner gut ist, ist auch unter Fachleuten (Surflehrern, Surfcampdudes) bis heute umstritten.

Base
Das ist der Bereich der Finne, der direkt am Surfboard anliegt. Man könnte auch sagen, die Base ist das Fundament der Finne. Eine Breite Finne bietet mehr Widerstand und du kannst dich richtig hart aus weiten Turns herauskatapultieren. Meist sind Twins mit einer breiten Base ausgestattet, da sie die fehlende dritte Finne kompensieren müssen und auch besser zu den Twin Fin Boards passt. Da die Base also eine lange, gerade Fläche mit sich bringt, ist auch klar, dass hiermit keine sehr engen Turns begünstigt sind. 

Fin Base and Depth

Height/Depth
Wie tief die Finne ins Wasser ragt, ist hier gemeint. Je tiefer, desto mehr Halt, aber auch weniger Speed. Ein Twin mit tiefen Finnen und kurzer Base wird sich so anfühlen, als könntest du es eher eng drehen (eben genau über der Finne). Eine Flache Finne mit weniger Tiefe wird eher weite Turns erlauben.

Dir schwirrt nun noch immer der Kopf? Du kaufst dir bald deine ersten eigenen Finnen?

  • Tipp 1: Beginne mit sämtlichen Werten in der goldenen Mitte, wenn du unsicher bist. Es schadet auch nicht, wenn du Freude am Design hast (gute Laune macht auch einen besseren Surf). 
  • Tipp 2: Experimentiere mit seltsamen Kombination, tausche mit deinen Freunden und schau dir die Reviews im Internet an. Es lohnt sich, auszuprobieren!
  • Tipp 3: Finnen machen einen Unterschied, es wird dauern, bis du für dich und dein Brett das richtige gefunden hast. Manchmal ist Laune, Swell, Ort oder sogar Brett anders und du fühlst dich an unterschiedlichen Tagen mit unterschiedlichen Set-ups wohl.
  • Tipp 4: Frag ruhig den Kundendienst auf den Seiten von FCS oder Futures, falls du unsicher bist oder den kompetenten Dude oder die Dudette im Surfshop deiner Wahl. 
  • Tipp 5: Es muss nicht immer der Originalhersteller sein. Captain Fin zum Beispiel baut für FCS1 Finnen, die mit Adapter für FCS2 geliefert werden und meistens auch dasselbe Model für Future-Boxen. Hier ein Guide des Herstellers: https://captainfin.com/pages/how-to-buy-fins