Mateo und Roxane widmen ihre Zeit den peruanischen Kids, welche in Huanchaco und Trujillo keine grossen Perspektiven haben. Surfen und Wissensvermittlung wird zum Auffangbecken der Jungen.

Trujillo gilt neben Lima als wichtigste Stadt in Norden Perus. Leider verzeichnet sie aber auch die meisten Mordfälle im Lande und eine hohe Bandenkriminalität, vor allem im Stadtteil El Porvenir. Unter den Umständen leiden am meisten die Kinder, deren Eltern im Gefängnis sitzen oder nicht genug Geld haben, um sich um sie zu kümmern. Auf der Strasse und in den Bussen versuchen die Kinder, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, indem sie Kaugummis und Süsses verkaufen. Mateo Valderrama Piminchumo kauft keine Süssigkeiten, lädt sie aber dazu ein, bei ihm im Surfshop vorbeizukommen und zu surfen.

Vor 8 Jahren hat Mateo zum ersten Mal Kids unterrichtet. Damals arbeitete er noch in einem Surfshop. Mittlerweile besitzt er seinen eigenen Shop Eco Surf Station in Huanchaco. Das Städtchen, welches ca. 15 Minuten von Trujillo entfernt liegt, ist ein beliebtes Touristenziel und eignet sich bestens zum Surfen. Es gibt hier Wellen für jedes Niveau, von einem langen lefthand Point für Fortgeschrittene, über eine etwas softere Right bis hin zu kleinen, geschützten Wellen für Anfänger hinter einem Pier.

Angefangen hat es mit einer einfachen Aussage eines Kindes: «Ich will lernen zu surfen!» «Cool!», sagte Mateo und nahm es mit. Als er die gleichen Worte als Kind sprach, wurde er nicht ernst genommen. Ihm wurde keine Möglichkeit gegeben und das Material war viel zu teuer. Er nimmt die Wünsche der Kinder ernst und will ihnen ermöglichen, was ihm nicht ermöglicht wurde. Der Shaper Yenth Ccora, der damals sein Chef war, stellte ihm und den Kids die Ausrüstung zur Verfügung. Heute unterstützt er Mateo noch immer, indem er günstig Kinder-Boards herstellt. Mittlerweile ist aus Mateos Arbeit eine Non-Profit-Organisation geworden. 2017 gründete er, zusammen mit seiner Schweizer Freundin Roxane Borruat, Share The Wave. Der Wunsch, die Leidenschaft und Freude rund ums Surfens zu teilen, wurde Realität.

Der Surfsport ist inzwischen zum Botschafter der sozialen Entwicklung, kulturellen Identitätsförderung und des Umweltschutzes geworden. Diese drei Grundprinzipien – kurz social, cultural, sustainable – vertritt und fördert Share the Wave. Die Kinder kommen nicht nur zum Surfen, sondern lernen auch diese Basis kennen. Social steht für die Diversität in der Gruppe. Die Kinder kommen von verschiedenen Teilen von Trujillo als auch Huanchaco und lernen so ein anderes Umfeld kennen. Dies ist besonders wichtig für die Kinder aus dem Viertel El Porvenir, welche dadurch auch von der Strasse geholt werden. Cultural steht für das Erbe von Huanchaco, wo die Caballitos de Totora ein wichtiges kulturelles Symbol fürs Surfen und für die Geschichte der Umgebung darstellen. Mateo ist einer der wenigen jungen, welcher weiss, wie man eins baut und surft. Er gibt all sein Wissen an die Kinder weiter und stärkt so auch ihr kulturelles Erbe und ihre Identität. Sustainable steht für die Umwelt, welche in Peru leider nicht so vorbildlich geschützt wird. Die Kinder lernen, was die Konsequenzen der Verschmutzung sind und wie sie es besser machen können. Eine Bedingung, damit Mateo und Roxy ihnen das Surfmaterial ausleihen, ist, dass sie mindestens fünf Abfallstücke aus dem Meer oder dem Strand zurückbringen müssen. Das Projekt konzentriert sich vor allem auf das Meer und versucht neben den Kids, auch lokale Geschäfte und die Gemeinde auf das Problem aufmerksam zu machen. Der Name Share The Wave bedeutet daher nicht nur die Welle beim Surfen zu teilen, sondern die Welle in metaphorischer Form des Wissens und der Freude zu teilen.

Share the Waves Peru
Die Kids mit Roxane in der Mitte von Share the Waves. Bild: Rocio Aimé.

Im Sommer kommen fast täglich bis zu 25 Kinder. Ihr Alter variiert von 5 bis 15 Jahren, wobei die Älteren dann auch die Jüngeren unterrichten. Neben den Strassenkids kennt Mateo viele Eltern, welche sich niemals eine Surfstunde oder Surfmaterial leisten könnten. Sie sind dankbar, ihre Kinder vorbei schicken zu können, welche dann auch Freunde, Brüder und Cousinen mitbringen. Übrigens: Das Projekt freut sich über jede Spende von Neos, Leashes, Finnen, Boards oder anderen Surfmaterialien.

Mateo und Roxane sind in der Community allgemein sehr engagiert, sie organisieren Beach Cleanups und versuchen, die ganze Gemeinde und andere Organisationen bei Share The Wave miteinzuschliessen. Privat kümmern sie sich zudem auch um Strassenhunde und -katzen, welche sie auch mit (anderen) Spenden pflegen und füttern. Auf ihrer Website findest du mehr Informationen und wie du dich bei der Organisation beteiligen könntest. Falls du mal in Huanchaco unterwegs bist, geh doch einfach beim Eco Surf Station Shop vorbei. Sie verkaufen leckere Kuchen und umweltbewusste Alternativen für den Alltag, wie Jutebeutel, Korbtaschen, Holzsonnenbrillen etc. Wenn du auf deiner Reise gleich noch einen alten Neo oder ein Board los werden willst, freuen sich die Kids und Eco Surf Station bestimmt.

Bild: Florence Züger.