In meiner 13-jährigen Surfkarriere habe ich mich bislang mit der klassischen Casio-Plastikuhr durchgeschlagen. Diese gegen eine Smartwatch zu tauschen, wäre mir bislang nicht in den Sinn gekommen. Doch sag niemals nie. Aber wenn schon technischen Spielereien, dann richtig! Als passionierte Surferin und Surflehrerin habe ich die neue Garmin Instinct® 2 Solar Surf auf dem Radar. Normalerweise mag ich keine «protzigen» Accessoires, schon gar nicht im Surf-Umfeld, wo die Low-Key-Attitude eines der Hauptrezepte zum Erfolg ist…

FIRST STEPS UND UNERWÜNSCHTES
Liebe auf den ersten Blick war es mit der Uhr von Garmin nicht. Sie ist im Vergleich zu meiner bisherigen Handgelenksgehilfe viel grösser, imposant und auffällig. Dank dem flexiblen, breiten Silikonarmband fühlt sich die Uhr aber überraschend angenehm an. Imposant ist sie immer noch, bedeckt sie doch wirklich mein ganzes Handgelenk. Wiegen tut sie überraschenderweise fast nichts, wenn man bedenkt, dass man theoretisch einen ganzen Laptop am Arm mit sich trägt. Ich bin positiv überrascht. Die Bedienungsanleitung ist einfach: Uhr einschalten – App «Garmin® Connect» aufs Smartphone laden – die beiden Geräte verbinden und weitere Details auf der bedienungsfreundlichen App personalisieren. Einige Funktionen wie Smartphone-Nachrichtenanzeige, Garmin® Pay und Synchronisierung mit dem Kalender lasse ich vorerst ausgeschaltet. Dies ist mir als Smartwatch-Neuling definitiv zu viel, da bin ich dann zu altmodisch bzw. mag ich Dinge, die man anfassen kann (wie Geld und Papieragenda) und geniesse ebenfalls den Luxus von Ruhe und nicht durchgehender Erreichbarkeit. Besonders nicht im Line-up, umgeben von Natur, Wasser und Wellen.

ALLER ANFANG IST SCHWER
Ich besass bislang keine Smartwatch, nutzte Trainingsapps auf dem Smartphone, kein Pulsmesser fürs Sporttreiben – bin also totaler Neuling in dieser Welt. Die Knöpfe an der Uhr sind selbsterklärend. Ebenfalls wie von selbst erscheint meine Location «Ferrol, A Coruña» auf dem Display und die Gezeiten werden sogar auf dem Hauptbildschirm angezeigt. Ich bin erneut beeindruckt. Dies ist die wichtigste Information für uns Wellenreiter:innen. Die Gezeiten verschieben sich jeden Tag, deshalb sind diese Live-Updates für gute Surfsessions und die Sicherheit im Wasser absolut Gold wert! Mit zwei Tastendrückern mehr sehe ich zudem Gezeitenunterschied und Mondphase. Dass die Uhr wasserdicht ist, ist selbstverständlich.

SURFSESSIONS IM ATLANTIK
Extrem gespannt bin ich auf die Extras der Surf-Funktion. Noch nie habe ich meine Surfsession aufgezeichnet, ich habe jeweils keine Ahnung wie viele Wellen ich surfe oder wie lange ich effektiv auf dem Brett stand. Meine erste Session in Doniños, Ferrol war besonders spannend: ein durchschnittlicher Tag mit keinem klar ersichtlichen Peak. Ich bin viel gepaddelt, die Wellen waren im Durchschnitt sehr kurz und so bin ich gespannt auf die Auswertung, gerne teile ich sie mit euch (siehe Bild). 15 Wellen in 46 Minuten, das hätte ich nicht gedacht! Ich habe allerdings auch nicht mitgezählt, wie das meine kleinsten Surfschüler:innen machen, die das einzige Ziel verfolgen, möglichst viele Wellen zu surfen. Rechnet man die Gesamtsurfzeit auf die Wellen aus, dann ergibt dies 18 Sekundenritte pro Welle. Dies war an diesem Tag auf keinen Fall möglich. Ich nehme an, dass es der Uhr nicht ganz gelungen ist, zwischen schnellem Paddeln für die Welle und dem anschliessenden ultrakurzen Ritt zu unterscheiden, nicht die einfachste Session für eine adäquate minutiöse Aufzeichnung. Dies widerspiegelt sich auch in den grafischen Aufzeichnungen. Was für ein Durcheinander, typische Beachbreaksession im Atlantischen Ozean!

Während einer zweiten, etwas längeren Session an meinem Hausstrand Doniños waren die Wellen besser und geordneter, das Line-up war klarer. Die Auswertung wiederum ähnlich: 13 Wellen, die längste davon 66 Meter, mein Topspeed 18km/h. Auch hier scheint mir die längste Welle wieder unrealistisch lang, auch beim Nachfragen bei meinen Surfkollegen, die mit mir die Session geteilt haben. Beim Reinzoomen in die grafische Aufzeichnung sieht man, dass das Ende der Welle manchmal nicht dem Ende der Aufzeichnung enstpricht und so Wellenlänge und absolute Surfzeit in Sekunden wohl verlängert werden. Während der Session merkte ich, dass das GPS-Signal jeweils kurzzeitig verloren ging, kann sein, dass es damit zusammenhängt. Anyways. In dieser Session trug ich die Uhr direkt auf der Haut, um auch an die Herzfrequenzinformationen zu kommen. Obwohl ich im Freizeitmodus gesurft bin, habe ich den Puls auf 163 bpm raufgehauen. Überraschend! Am Ende der Session rät mir die Uhr eine Erholungsphase von zehn Stunden. Das erscheint mir unnötig viel, da müssen wir uns wohl noch etwas einpendeln, die Uhr und ich. Im wahrsten Sinne des Wortes. 

Das Fazit der Surffunktion fällt dennoch extrem positiv aus: Coole grafische Auswertung der Session (mit Suchtpotenzial!), minutiöse Aufzeichnung der gerittenen Wellen, etwas fragwürdige Längen und effektive Surfzeit (bestimmt besser mit der Zeit), extrem hilfreiche und übersichtliche Surf-Forecast und Tide Applikation für Surfspotkenner. Ich freue mich auf jeden Fall die Technikspielerei schon bald so richtig auf die Spitze zu treiben und während der nächsten Session in der Alaïa Bay die Garmin Instinct® 2 Solar Surf mit Surfline zu koppeln, um danach automatisch meine Wellen in Videos ansehen zu können. Wie cool ist das denn bitte?

SEGELN UND ANDERE AKTIVITÄTEN
Die Uhr ist unglaublich vielseitig, die Auswahl an Sportaktivitäten erscheint endlos und ist überraschend detailliert. Surfen, Windsurfen, Kayak, Kiteboard, SUP, Open Water, Segeln und Poolschwimmen, um nur die vorgespeicherten Wassersportarten zu nennen. Sportartenspezifisch werden verschiedene Daten aufgezeichnet, die von Interesse sind (zum Beispiel Herzrate, Topspeed, 3D-Aufnahme von Geschwindigkeit und Distanz, Dauer) und während der Aktivität auf dem Display angezeigt (bspw. Anzahl Schläge, Distanz und Zeit beim SUP). Erst seit kurzem habe ich angefangen zu Segeln und war total überwältigt von all den Geräten, die man plötzlich vereint am Handgelenk vorfindet: Kompass, exakte GPS-Location, Geschwindigkeitstacho und Distanzmessung. Nach Abschluss des zweieinhalbstündigen Segelausflugs ähnelt die zurückgelegte Route einem modernen Gemälde, zurückgelegt wurden 17.9 Kilometer mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 6.8 km/h. Keine schlechte Bilanz! Diese beiden Informationen würde mich auch für meine Paddelaktivität beim Surfen interessieren. Dies wird leider nicht automatisch aufgezeichnet, ändert man aber den Modus in bspw. SUP oder Kayak, dann hat man diese Information anschliessend an die Session. Alles ist möglich!

HILFE FÜR SURFCOACHES
Zu den unmöglichsten Zeiten und an den ungewöhnlichsten Orten werde ich tagtäglich nach der nächstmöglichen und besten Surfsession gefragt. Als Surfcoach weiss man zwar meistens einigermassen Bescheid, jedoch kann man sich unmöglich den Forecast jeden Morgen mit all seinen Details einprägen. Durch die direkte Kopplung der Garmin Instinct® 2 Solar Surf mit der App Surfline® habe ich nun immer und überall Zugriff auf die Wellenvorhersage und kann Aussage über die bestmöglichen Wellen der Zone geben, ohne mein Handy konsultieren zu müssen. Ein weiteres grosses Plus ist die visuelle Gezeiteninformation auf dem Hauptdisplay. Diese Information ist oft sicherheitsrelevant während einer Surflektionen. Wenn beispielsweise bei Low Tide eine extreme Lateralströmung einsetzt, werde ich automatisch visuell daran erinnert und sehe die anschleichende Gefahr am Handgelenk. Die Grösse der Uhr ist bei meiner Arbeit jedoch nicht immer praktisch, vor allem beim Unterricht mit kleinen Kindern. Da ist durch das sich immer bewegende Medium viel Kontakt angesagt: beim Helfen, Anschubsen, mit den Kleinen in den Wellen spielen. Wohl eher eine unnötige Erhöhung des Gefahrenpotenzials als eine grosse Hilfe, weswegen ich für den Surfunterricht mit den kleinsten Nachwuchscracks und Anfängerstunden wohl nach wie vor die kompakte Casio bevorzuge. Ich kann mir aber auch vorstellen, die Uhr fortgeschrittenen Surfschüler:innen für eine Session auszuleihen und deren Informationen aufzuzeichnen.

ÜBERZOGEN? 
Ehrlich gesagt: Ja. Anfangs skeptisch hat die Uhr langsam mein Herz erobert. Obwohl ich noch nicht alle Funktionen ausprobiert habe, finde ich es extrem spannend, einen potentiellen Personaltrainer am Handgelenk zu haben: Integrierte Sportapps, Trainings mit VO2 Max Funktion, Trainings- und Erholungsratgebern. Dass man für optimale Informationen und Tipps die Uhr aber Tag und Nacht tragen muss, ist klar. Weiss man erst mal um die Funktionen der Garmin Instinct® 2 Solar Surf (oder lernt sie langsam kennen, wie ich) so zieht man sie, trotz anfänglichen Berührungsängsten, automatisch mehr und mehr an, um deren ganzes Potential auszuschöpfen. Für Frauen gibt es sogar noch einen integrierten Menstruationszyklustracker inkl. Aufzeichnung des Zyklus oder der Schwangerschaft, der Symptome, und dem Zyklus angepasste Informationen zu Training und Ernährung. Da bin ich wirklich gespannt darauf!

Praxis-Startertipp

Für die Aufzeichnung einer Aktivität am Schluss der Detailangaben wie Namensgebung noch einmal GPS-Knopf betätigen. Ein Vibrationssignal bestätigt den Beginn und dann auch das Ende einer Aufzeichnung.

WOW!

Ein Wahnsinns-Extra ist die Solarladefunktion der Garmin Instinct® 2 Solar Surf. Absolut umweltfreundlich und energieneutral – sobald das Display direkte Sonneneinstrahlung hat, wird der integrierte Akku geladen. Für regnerische Zeiten wird auch ein USB-Ladekabel mitgeliefert, dass ich aber in den drei Wochen Probezeit noch nie verwenden musste.

Kosten

Eine etwas kostspielige Spielerei fürs Handgelenk, aber definitiv seinen Preis wert. Ein absolutes Nice-To-Have für den nächsten Surf Trip, dass auch im Après-Surf noch schön aussieht. Garmin Instinct® 2 Solar Surf Edition Bells Beach (schwarz, 45mm) oder Ericeira (weiss, 40mm) ab 539.90.- im UVP.

Hier kannst du gleich die Uhr bestellen.