Der Lenzburger ist seit zwei Jahren passionierter Ding Doc und arbeitet nebenbei als Zimmermann. Warum er in der Schweiz Surfboards repariert, erfährt ihr hier!

Wir kennen ihn alle, den Schmerz, der unsere Herzen zerbrechen lässt, wenn wir an unserem geliebten Surfboard ein Ding entdecken. Besonders frustrierend ist es nach dem Fliegen, wenn man ganz vorsichtig sein in gefühlte dreissig Schichten eingepacktes Board auspackt, die Nose und das Tail inspiziert, mit den Händen langsam über alle Flächen und Kanten gleitet und dann mit Schrecken feststellt, dass unser Baby, trotz besten Bemühungen, lädiert wurde. Oh well, such is life! Immerhin gibt es nun einen Ding Doc in der Schweiz, der einem das Board bereits vor dem nächsten Surftrip wieder auf Vordermann bringt.

Claude, wann kamst du das erste Mal mit Surfen in Kontakt?
Angefangen hat das ungefähr mit neun oder zehn Jahren, als wir in Italien am Strand ein Windsurfboard fanden, dem die Nose fehlte. Mein Vater hat dann mit seinem Sackmesser aus den Überresten ein Brett «geschnitzt», mit dem ich meine ersten Wellenreitversuche im Mittelmeer machte.

Wer hat dir die Kunst des Ding Repairs beigebracht? Hast du ein Vorbild?
Das habe ich mir noch nie überlegt. Grundsätzlich habe ich mir die meisten Vorgänge selber angeeignet. Mit Hilfe von einigen Youtube-Videos konnte ich gewisse Grundlagen erlernen. Auch das «Rumpröbeln» an meinem Board bringt mich immer wieder weiter. Einmal durfte ich Nick Uricchio von Semente Surfboards bei einem «Boardtalk» kennenlernen, schon nur das Gespräch mit ihm, hat mich beim Repairing weiter gebracht und inspiriert.

Seit wann reparierst du Surfboards, wie kamst du dazu?
An einem schönen Samstag fuhr ich zum Surfari Surfshop und habe dort gefragt, ob sie Surfboards zum Reparieren hätten. Roman gab mir ein paar Boards mit kleinen Dings. Das war der Startschuss. Erst im Jahr 2017, als Surfari auf Facebook offiziell einen Ding Doc suchte, ergriff ich die Möglichkeit und durfte dann immer wieder Boards für sie reparieren.

Swiss Ding Doc Claude Hächler

Hat sich deine Technik über die Zeit verändert?
Meine Technik hat sich definitiv verändert. Man kann praktisch sagen, dass ich jedes Mal, wenn ich in meiner Werkstatt bin, dazu lerne. Meine ganzen Arbeitsabläufe bin ich stetig am optimieren, um noch glattere Oberflächen zu erhalten, Übergänge noch smoother zu machen und Finnen perfekt zu platzieren. Das ist auch das, was mich so fasziniert an dieser Arbeit. Es hat so viele Facetten.

Wie kam es zu Swiss Ding Doc? Wie entstand diese Business Idee?
Ich wollte eigentlich einfach Surfboards reparieren und stellte dann fest, das eine Nachfrage besteht. Es ging mir nicht um eine Business-Idee, sondern um die Passion und Faszination für Surfboards und deren Shapes. Das Schleifen, Glasen, Finishen, das Wiederinstandsetzen, damit der Kunde die Wellen wieder geniessen kann, ist für mich ein toller Antrieb.

Machst du auch Surfboards?
Nein. Ich shape seit Ewigkeiten an einem Retro Fish (lacht), aber nein, nicht wirklich.

Warum braucht es einen Swiss Ding Doc?
In der Schweiz gibt es immer mehr Surfer, sei es auf dem Fluss, auf der Citywave oder im Meer. Deshalb braucht es den Swiss Ding Doc, der diese lädierten Boards wieder auf Vordermann bringt.

Was unterscheidet dich von anderen Ding Repairs in der Schweiz? Fachlich vermutlich nicht viel, aber das Herzblut und die Leidenschaft für Surfboards — ich mache das einfach verdammt gerne!

Swiss Ding Doc Claude Hächler

Was ist dein Spezialgebiet?
Es hat sich ein bisschen zu einem Spezialgebiet entwickelt: Durch die Poolwellen haben sich die Schäden an den Finnenboxen erhöht und deswegen sind es Finbox Adjustments und Finbox Replacements, denke ich.

Was fasziniert dich an dieser Tätigkeit?
Es ist eigentlich das Gefühl, das dabei entsteht, dass ich ein kaputtes Board wieder heil und surfbar machen kann. Und ich weiss, dass 90% der Boards von Hand geshaped und geschliffen werden. Ich möchte so dem Shaper auf meine Art den Respekt zollen.

Gibt es Dings, die du lieber oder weniger gerne reparierst? Und warum?
Gerne mache ich alles. Eine Herausforderung sind jedoch die Swallow Tails, die neu laminiert werden müssen, weil man da auf ganz kleinem Raum arbeitet und die Tail- und Rail-Kanten wieder «scharf» gemacht werden müssen.

Was für Materien verwendest du? Mischst du alles selber an?
Ich arbeite mit qualitativ hochstehendem Material, das ich aus Frankreich und England beziehe. Selbstverständlich mische ich auch alles selber an.

Auf deinem Flyer steht, dass du nachhaltig arbeitest. Worin besteht die Nachhaltigkeit?
Die Surfboard-Industrie hat ja ein generelles Nachhaltigkeitsproblem, da schaue man sich nur mal den jährlichen Brettverschleiss der Pros an. Ich versuche, meinen Beitrag zu leisten, indem ich so wenig Verschleissmaterial wie möglich generiere. Zudem ist Reparieren generell immer eine nachhaltigere Lösung als Wegwerfen und Neukaufen.

First Aid Tips für verletzte Surfboards und besorgte Surfboard-Eltern? Call the Swiss Ding Doc und bitte nicht weitersurfen. Das Wasser verschlimmert die Schäden. Und: auf Reisen das gute alte Solarez.

Wo findet man dich?
Meistens am oder im Wasser, in den Bergen oder in Oberentfelden in meiner Werkstatt. Aber auch auf Social Media @swiss_ding_doc, the usual suspects.

Gibt es sonst noch etwas, dass du gerne teilen möchtest?
Klar, einen Klassiker: Der beste Surfer ist der mit dem grössten Smile!