Somo begrüsste uns mit Wind, Wellen und dem typischen Geruch von Meer und Sonne – der erste Swell hatte die Küste schon längst erreicht. Während draussen die Sets in die Bucht rollten, fühlte sich alles nach Aufbruch an. Kein Contest, kein Zeitplan, nur das Meer und viel Neugier.
Sonntag – Küstenlinien
Kantabrien, Anfang Oktober 2025. Gemeinsam mit Rumyana Kurteva machte ich mich auf den Weg Richtung Laredo. Sie sass zum ersten Mal am Steuer von Timo Mattis kleinem Schaltwagen – konzentriert, entschlossen und nach den ersten ruckartigen Anfahrversuchen schon erstaunlich souverän.
Die Strasse führte uns von Somo durch das ruhige Ribamontán al Mar, vorbei an Loredo und Galizano, wo sich die ersten Klippenblicke öffnen. Dahinter beginnt das echte Kantabrien: grüne Hügel, die direkt ins Meer kippen, Felder voller Kühe, Esel am Strassenrand und kleine Dörfer, in denen die Zeit langsamer läuft.
Wir fuhren weiter über Ajo und Santoña, wo der Atlantik dichter an die Strasse rückt und der Wind einem jedes zweite Wort vom Mund weht. Hinter jeder Kurve ein neues Bild, ein neues „Schau mal da!“.
Als wir am späten Nachmittag in Laredo ankamen, lag die lange Sandbucht im goldenen Licht – Fischerboote tanzten im Hafen, Möwen kreisten, und alles fühlte sich gleichzeitig fern und vertraut an.
Es war eine Fahrt ohne Plan, aber voller kleiner Entdeckungen – zwei Freundinnen auf einer spontanen Küstenmission, zwischen Wind und Meerblick. Als wir zurück nach Somo kamen, hing das Salz in der Luft und das Licht wurde weich. Der Tag endete still – die Art von Stille, die nur Orte haben, die nah am Ozean liegen.
Montag – Vollmondstimmung
Am nächsten Tag war Layday – kein Contest, kein Stress, nur Sonne, Wind und der Drang, noch einmal loszufahren. Diesmal kam Timo mit, Kamera im Schoss, der Blick immer auf der Suche nach dem nächsten Frame.
Wir fuhren entlang der Küste, der Wind rüttelte am Toyota-Van, und irgendwo zwischen Feldern und Klippen beschloss Timo, die Drohne schon während der Fahrt auszupacken. Kaum in der Luft, wurde sie vom Wind fast davongetragen – wir lachten, während das Surren der Rotoren sich mit dem Rauschen des Atlantiks vermischte.
Bucht von Langre Timo in seinem Element
Schliesslich kamen wir nach Langre, einem dieser Orte, die man nur findet, wenn man sie nicht sucht. Eine lange Holztreppe führt hinunter zum Strand – unten wartete der Atlantik, unruhig, kraftvoll, wunderschön.
Wir sassen im Sand, sahen den Wellen zu, wie sie gegen die Felsen brachen, und dann – ganz plötzlich – kam dieser Moment: Auf der einen Seite versank die Sonne, auf der anderen stieg der Vollmond über dem Meer. Zwei Himmelskörper über einer Küste, die im Wind summte. Kantabrien, in seiner ganzen Wucht und Ruhe zugleich.
Auf der Rückfahrt nach Somo lag die Strasse im Mondlicht, und das Meer blinkte zwischen den Hügeln hervor. Im Dorf war es ruhig – nur vereinzelte Stimmen, ein paar Vans, ein vertrautes „Hoi“ im Vorbeigehen. Die ersten Schweizer:innen waren angekommen, man grüsste sich, lachte kurz, tauschte Blicke voller Vorfreude.
Somo fühlte sich friedlich an – wie das kurze Einatmen vor einer langen, aufregenden Woche.
