Liebevolle Handarbeit, feinste Komponenten und persönlicher Kundenkontakt sind Standard für Ruedi «Rud» Weber. Aus gebrauchten Snowboards werden Longboards für die Strasse.

Aufgewachsen im Aargau, sesshaft geworden in Rueras, im hintersten Ecken Graubündens auf 1450 M.ü.M. Dort, wo der Schnee nie weit ist. An oberster Stelle steht in Ruedis Leben das Snowboarden. Kombiniert mit der Faszination für Upcycling-Projekte und dem Handwerk eines gelernten Schreiners ist klar, worauf es hinausläuft: Aus Snowboards entstehen Longboards.

Der Kontakt zu Rudboards fand via WhatsApp statt und war unkompliziert bis schwerelos. Zuvorkommend und nachfragend konnte das auf den durchschnittlichen «Dude» angepasste Board gemeinsam zusammengestellt werden. 

Ich war in der glücklichen Lage, das Zünglein an der Waage zu sein. Brettauswahl und Shape konnte ich beeinflussen. Mir wurden diverse gebrauchte Snowboards aus vergangenen Dekaden präsentiert. Es hiess zu wählen. Da ich kleinere Brands persönlich bevorzuge, fiel die Wahl auf ein altes SIMS Snowboard, in Grüngelb. Dies wurde auch empfohlen, da der Meister selbst sich nach Brettsporterfahrungen erkundigte. Hmmmm, schön. Die Rollen kamen in Atomreaktor-Orange und die Achsen in Schwarz. Die Komponenten sind vom Besten. Matte Achsen, in Metallqualität, die ein Leben lang hält.

Ich fahre seit 25 Jahren Skateboard, seit 20 Snowboard und «kooke» durch die Gegend mit meinem Surfbrett seit etwa 6 Jahren intensiv. Als Gegengewicht zu meiner Perspektive gab ich das Brett auf der Atlantikreise diesen Sommer auch meiner Freundin in die Hand. Sie übt sich im Surfskaten, ist aber noch keine Veteranin. Wir kamen beide gut klar und waren glücklich, jeder auf seinem Level.

Erster Eindruck: Ästhetisches Teil! Auch die Wahl des Ausschnitts sowie der Fakt «altes Snowboard» gibt schon den richtigen Vice vorm ersten Pushen. Die nette Art vom Shaper selbst hat auch den Prozess zum Spass gemacht.

Die ersten Fahrten: Die Standardachsen sind sehr stabil und für meine 84kg mit den richtigen Lenkgummis ausgestattet. Der Wendekreis ist vergleichbar mit einem Streetskateboard und klar grösser als der eines Carvers o.ä. Die Kingpin-Bauweise der Achsen ist hier jedoch andersherum. Das verhindert Speedwobbles. Mit dem Brett kann man auch bei Fullspeed stabil und sicher die Fahrt geniessen. Die riesigen Wheels tragen dazu bei. Der Vorteil derer ist auch, dass kleine Kanten, Risse, Wurzelbeulen im Asphalt und grob verlegter Plattenboden nur eine nette Fussmassage bieten. Der Abflug nach vorne wird hier zur absoluten Seltenheit.

Das alte Snowboard wird während der Herstellung mit Schablone auf das gewünschte Shape zugeschnitten. Danach kommt im Verarbeitungsprozess die Versiegelung der neuen Kanten mit einem transparenten Kunststoffgemisch. Hier ist handwerklich wirklich nix zu meckern. 

Aber: Nach ein, zwei Mal Hochpoppen (wie bei einem Skateboard, zum Aufheben) fielen mir Gebrauchsspuren am Tail auf. Also dafür ist es wirklich auch nicht gedacht, dachte ich mir dann. 

Die Fussgängerzone in Oviedo, Spanien und der Pumptrack hier wurden vom Longboard/-cruiser gemeistert und dieser sorgte für Endorphinausschüttungen, nice. Besonders cool war auch, dass es nicht zu weich ist. Hier war ich skeptisch, da Snowboardkerne auch eher flexibel sein können. Aber weit gefehlt, Gewicht und Kern wurden vom Bauer bedacht. 

Ein paar gemütliche Fahrten zum Bäcker und auch ein recht fetziger Downhill sorgten für viel Laune und das Brett macht wirklich Spass.

Fazit: Rudboards bietet Komplettboards, die für den Kunden Mitgestaltung bieten. Ästhetische Liebhaberbretter, die den Wiederverwertungsgedanken verkörpern und die Liebe zum Snowboarden. Relativ vorsichtiger Umgang ist geboten, da hier kein 7-lagiges Holz, sondern alte Snowboarddecks verbaut werden.

Charlies Tipp:

  • Ziehe die Achsen erst Stück für Stück während den ersten Tagen fest, damit die Lenkgummis sich nicht auf eine Richtung «einstellen»
  • Da hier alte Snowboards verwendet werden, ist klar: Das ist kein unzerstörbarer Panzer sondern ein Liebhabercruiser/-Longboard. Sei also vorsichtig, wenn du es dir in die Hand «poppen» willst oder versuchst, Manuals zu machen. Die Ränder sind zwar versiegelt, aber eben aus Snowboardkern.
  • Bist du ein Beginner? Pass auf, dass du beim Pushen (Abdrücken mit dem Fuss) nicht die hintere Rolle erwischst. Denn dann, bleibt das Brett stehen, du aber nicht. Das ist bei Pintail-Longboards eben ein ganz normales Risiko.

Homepage: rudboards.ch/shop
IG: rudboards

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