Wir wollten wissen, wie es unserem Schweizer Team ergangen ist. SSA-Präsident, aber in diesem Setting vor allem Trainer, Benedek Sarkany stand uns per Telefon Red und Antwort.

Die Würfel sind gefallen
Jetzt sind die Teilnehmenden für die «Tokio 2020 Games» bekannt. Der zweite Qualifikationsevent für die Olympischen Spiele ging am 6. Juni 2021 in El Salvador zu Ende, somit ist die Liste der 20 Frauen- und 20 Männernamen komplett.

Leider gehört die Schweiz nicht unter die 17 Länder, die Surfer*innen nach Japan schicken dürfen. Das erwartete ehrlich gesagt auch niemand. Der Präsident der Swiss Surfing Association und Trainer, Benedek Sarkany (kurz Bene), verfolgte ein anderes Ziel in El Salvador: «Ich wollte einen besseren Team Score erreichen – konkret wollte ich die Top 20 knacken.» Ein realistisches Ziel, denn die Schweiz war 2018 auf Platz 24 und 2019 auf Rang 23. Zudem reisten viele Sportler*innen mit Rang und Namen vorzeitig ab. Bene berichtete, dass sich einige CT-Athleten zwar für den Contest in El Salvador anmeldeten, teilweise aber gar nicht erst antraten oder nur für einen Heat surften. Somit waren einige Heats nur mit 2-3 Surfer*innen besetzt. Bene vermutet, dass die Verunsicherung bezüglich Ansteckungsrisiko ein Grund war. Das Corona-Testverfahren war nicht wirklich «wasserfest», unter anderem schaffte dies unter den Managern kein Vertrauen. Schliesslich sprechen wir von einem Event mit 505 Teilnehmenden.

Das Schweizer Team läuft über Steine ins Line-up
Es war wortwörtlich ein steiniger Weg.

Pleiten, Pech und Pannen
Schlussendlich schaffte es die Schweiz auf Rang 33 von insgesamt 51 teilnehmenden Nationen. Kein gutes Ergebnis oder weit weg vom eigentlichen Ziel, unter die Top 20 zu kommen. «Oft hatten wir Pech», bedauert Bene. Einzelne aus dem Schweizer Team konnten ihre gewohnte Leistung nicht abrufen. Es gäbe aber auch klarer Handlungsbedarf unter den Trainern. Beispielsweise müsse die Absprache in der Pre-Heat-Phase besser koordiniert werden. Unterschiedliche Ratschläge verunsicherten die Surfer*innen. Das war bis anhin nie ein grosses Thema, denn Bene reiste oft als einziger Trainer mit zu den Contests.

Fabienne Sutter konzentriert vor ihrem Heat
Fokus! Fabienne bereitet sich mental auf den nächsten Heat vor.

Die zusätzliche Trainer-Unterstützung von Thibault Guergam als auch von Philip Mappes in El Salvador sei aber Gold wert gewesen. Philip funktionierte übrigens auch als Surf-Back-up, falls sich ein männlicher Teamkollege verletzt hätte oder krank geworden wäre. Eine gute und sicherere Ausgangslage, die sich Bene auch auf der Frauenseite wünscht. Zudem habe es immer wieder die Situation gegeben, dass mehr als eine Person aus dem Schweizer Team gleichzeitig in Heats surften, da der Contest an zwei verschiedenen Spots ausgetragen wurde. So konnten sich die Trainer aufteilen und zeitgleich coachen.

Weniger lobenswert und somit auch nicht gewinnbringend war beispielsweise die Ausstattung von Fantin Habashi. Er reiste mit zwei bereits lädierten Surfbrettern an. Eines zerbrach noch während den Trainings und das zweite Brett ist nicht Fantins Liebling, wohl eine rein mentale Geschichte. Fanny Bühlmann hatte seit letztem August kein Surftraining mehr im Meer, nur Training in der Alaïa Bay. Die Zaugg-Brüder, die in Costa Rica leben, mussten ihre Zeit verständlicherweise eher ins Business stecken, um während der Krise Geld zu verdienen, anstatt ihr Potenzial in den Wellen zu fördern.

Um dem Zwischentitel gerecht zu werden: Pleiten, Pech und Pannen… Wer hat die Story von Fabienne Sutter und Fanny Bühlmann auf Instagram gesehen? An einem Tag war der Swell so gross, dass eine grosse Welle gleich das Schweizer Zelt am Strand wegspülte. Leider musste auch Benes Fotokamera daran glauben…

Detail-Talk zum Surf Contest
Die Bedingungen waren oft gross. «Alle aus unserem Team schafften es, ins Line-up zu paddeln», erwähnt Bene. Das sei keine Selbstverständlichkeit gewesen bei diesem Swell, einige Surfer*innen scheiterten bereits am Rauspaddeln.

Fist Bump im Swiss Team
Die erste Round ist geschafft.

Es stellte sich heraus, dass El Sunzal ein tricky Surf Spot war. Je nach Tide sehr flach, was die Surfenden in eine verzwickte Lage brachte: Wie weit surfe ich die Welle ab? Der ganze Weg zurück ins Line-up kostete Zeit und Kraft. Beim tiefer gelegenen Peak bestand das Risiko, im Weisswasser steckenzubleiben. Das A und O ist nach wie vor das Wellenlesen. Gerade Fanny hat sich des öfteren für die «falschen» Wellen entschieden. Und eine gute Welle allein reichte nicht, um den Heat zu gewinnen, es brauchte eine zweite plus eine Back-up-Welle.

Mikey Zaugg war körperlich absolut ready, er fiel kaum um, hat aber aktuell (wie bereits erwähnt) zu wenige Contests surfen können. Zusätzlich surfte er eher auf Sicherheit und zögerte oft, auch er setzte am Schluss auf die falsche Welle und hätte etwas mehr aggressiver und entschlossener sein können. Sein Bruder Swen zeigte leider nicht mehr die gleiche Leistung wie 2019 – er schien weniger gut vorbereitet gewesen zu sein und verlor gegen Gegner, die er hätte schlagen können. Gerade was Swen betrifft ist wohl der Begriff «Pech» wieder angebracht: Er hätte vermutlich die bessere Leistung zeigen können, wenn er die Chance gehabt hätte, seinen Heat bei El Sunzal und nicht bei La Bocana auszutragen. Seine starke Frontside wäre dort mehr zum Tragen gekommen.

Fabienne Sutter erzielte bei einer Welle eine stolze 5.5. Das liess alle aus dem Team wissen: Sie kann es! Fabienne selbst weiss aber auch, dass sie sich künftig nicht mehr so von grossen Namen in ihrem Heat einschüchtern lassen darf. Selbstvertrauen ist gefragt. Alicia Martinet und Fanny Bühlmann mussten sogar zweimal im gleichen Heat gegeneinander antreten, was die Chance, dass beide weiterkommen, natürlich schmälerte. Schliesslich surfte Alicia besser, schied etwas später aber auch aus. Immerhin schafften es alle Frauen bis zur Rep 2.

Fanny Bühlmann und Alicia Martinet
Das Heat Couple schlechthin: Fanny und Alicia.

Doch auch wenn die einzelnen Schweizer Teammitglieder nicht ihr bestes zeigen konnten – die Stimmung untereinander sei (trotz beträchtlichem Altersunterschied und weniger guten Resultaten) noch nie so gut gewesen. Dazu muss man wissen, dass der jüngste im Team, Fantin Habashi, gerade mal 17-jährig ist und die älteste im Team, Fabienne Sutter, zehn Jahre mehr Lebenserfahrung hat.

Scores Schweizer Team

  • Fanny Bühlmann schaffte es bis zur Repechage Round 2 (Total 128 Punkte, Platz 81)
  • Fabienne Sutter schaffte es bis zur Repechage Round 2 (Total 160 Punkte, Platz 65)
  • Alicia Martinet schaffte es bis zur Repechage Round 2 (Total 160 Punkte, Platz 65)
  • Michael Zaugg schaffte es bis zur Repechage Round 2 (Total 144 Punkte, Platz 73)
  • Swen Zaugg schaffte es bis zur Repechage Round 1 (Total 81 Punkte, Platz 109)
  • Fantin Habashi schaffte es bis zur Repechage Round 1 (Total 81 Punkte, Platz 109)

Zu den detaillierten Ergebnissen aller Teilnehmenden
https://isasurf.org

Nächste Daten für die Agenda
26./27. Juni 2021: Junioren-Training bei Alaïa
Ende September: Elitetraining bei Alaïa
28./29. August 2021: Swiss Wavepool Championship 2021
9.-16. Oktober: Swiss Surfing Championship 2021
22.-24. Oktober: Alaïa Open 2021