Miriam Faccenda hat ein klares Ziel vor Augen. Um dieses zu erreichen, wagt sie 2015 den Schritt ins Ungewisse und lebt seither auf Fuerteventura. Ihr Motto? Wenig Geld ausgeben, viel surfen und das Leben richtig leben!

Mimi, vor fünf Jahren bist du nach Fuerteventura ausgewandert. Wie kam es dazu?
Es war wegen dem Surfen. Als ich 17 Jahre alt war, brauchte ich eine Auszeit vom Spitzenfussball und machte einen Sprachaufenthalt in Kalifornien. Mein Gastbruder nahm mich mit zum Surfen in Ocean Beach, San Francisco. Obwohl ich die ersten zwei Stunden damit verbrachte, umgeben von Robben gegen eine Strömung zu paddeln, war es Liebe auf den ersten Blick… ich konnte nur noch ans Surfen denken. Nach meinem Aufenthalt war für mich klar, dass ich so schnell wie möglich ans Meer zurückkehren wollte, damit ich es richtig lernen konnte. Irgendwo in Europa mit möglichst schönem Wetter — Fuerteventura schien da der perfekte Ort zu sein.

Portrait von Mimi

Wie lebtest du dich ein?
Der  Anfang war nicht immer einfach. Neuer Ort, neue Sprache und auch die Arbeitsbedingungen sind total anders. Es gab einige heftige Momente, in denen definitiv alles schief ging, was schief gehen könnte. Gleichzeitig hatte ich aber immer wunderbare Menschen um mich, die mir im richtigen Moment die richtige Unterstützung boten. Dank meinen italienischen Wurzeln lernte ich die Sprache relativ schnell. Ich suchte aber von Anfang an den Kontakt zu den Locals und kann mich noch gut daran erinnern, wie ich im Dorf auf den Fussballplatz ging und dort mit den Jungs Fussball spielte. Die Kinder sagten mir sofort, wenn sie mich nicht verstanden. Das war unglaublich süss, ich konnte viel von ihnen lernen.

Was ging schief?
Oft scheiterte es daran, dass Versprechen nicht eingehalten wurden. Einmal musste ich beispielsweise von einem Tag auf den anderen mein Zuhause verlassen. Das war richtig übel, denn zum gleichen Zeitpunkt kam gerade eine Freundin zu Besuch, die während ihres Aufenthalts bei mir hätte wohnen sollen. Da ich keine Unterkunft mehr hatte, mussten wir schliesslich im Auto schlafen…

Mimi in einer Yogapose am Strand

Viele Schweizer Surfer träumen vom Leben am Meer, aber nur sehr wenige wagen es, die «Schweizer Komfortzone» zu verlassen. Hattest du jemals Angst davor, diesen Schritt zu machen?
Ehrlich gesagt habe nie gross darüber nachgedacht. Ich habe es einfach gemacht. Klar, auch ich habe manchmal Existenzängste. Ich komme jeweils drei bis vier Monate pro Jahr in die Schweiz, um zu arbeiten, und da werde ich halt auch immer mit vielen Fragen bezüglich meiner Zukunft konfrontiert. Aber das hindert mich trotzdem nicht daran, meinen Traum weiterhin zu leben.

Wie lautet denn dieser Traum?
Mein Traum ist es, in das Schweizer Surfteam zu kommen und 2024 an der Olympiade teilzunehmen.

Wie sieht dein Leben aus, wenn du in der Schweiz bist?
Hardcore arbeiten und möglichst viel Trinkgeld machen (lacht). Ich arbeite eigentlich immer im Service und wohne während dieser Zeit bei meinen Eltern im Kanton Uri. Vorher verbrachte ich den Winter jeweils in Andermatt, jetzt habe ich aber auf die Sommersaison gewechselt.

Was bedeutet Surfen für dich?
Alles. Meinen Alltag bestimmen die Welle. Das Surfen inspiriert alle meine Sinne, macht mich fit für das «richtige» Leben mit all den Höhen und Tiefen. Beim Surfen musst du für alles ready sein und flexibel bleiben, damit du dich immer wieder auf neue Umstände einlassen kannst.

Wohin geht es als nächstes?
Das nächste grosse Kapitel lautet Australien. Neuer Ort, neue Leute. Ich möchte mein Englisch auffrischen und möglichst viele verschiedene Wellen surfen, damit ich meine Skills verbessern kann — inklusive Tubes!

Instagram: @mimi_oceanchild