Pro-SurferInnen sind per Regelwerk gezwungen, positiv zu sein. Kritik, Emotionen oder ein Hinterfragen des Surfsports können grosse Geldstrafen oder einen Ausschluss nach sich ziehen. Quo Vadis, Surfers?

Bereits vor dem Inkrafttreten des Artikels gab es kritische Stimmen diesen Sommer. Ein Artikel, der letztendlich besagt, dass du als professionelle/r Surfer/in in der World Surf League (WSL) keine kritische Äusserung machen darfst. Das zählt für jedes Segment der Öffentlichkeit. Somit muss man sich vorstellen, dass weder zu Regelwerk, Judging, Entwicklung des Surfsports oder allgemein der Surfkultur, Sponsoren oder Austragungsorten etwas Negatives aus dem Mund der Athletinnen und Athleten nach aussen dringen soll. Daraus resultieren in meinen Augen in erster Instanz sehr ungute Momente des Surfsports.

Wir dürfen keine emotionalen Kommentare mehr von Pros geniessen, wenn es um ihren Lebensunterhalt oder die Liga geht. Die Pros selbst sind geknebelt, müssen fürchten, aus der Liga geschmissen zu werden oder Geldbussen zu erhalten. Besonders «unabhängig von Ort und Zeit» kann man sich auf der Zunge zergehen lassen. Kurz übersetzt: immer. Immer musst du darauf achten, nicht der WSL oder dem Surfsport auf die Füsse zu treten. «Ja, der Wavepool Contest war total cool und ich mag Chlor viel lieber als das salzige Wasser in G-Land», wäre das Einzige, was zum Beispiel zu sagen bliebe. Noch nicht mal Fussball verbietet den Spielern, das Maul aufzumachen. Wohin geht unsere Reise? Unsere? Ist es noch unsere?

Die World Surf League hat nun massivste Kontrolle über das Image des Surfsports und kann das Marketing autonom ausrichten. Die Meinung der Athleten und Athletinnen in der Öffentlichkeit? Unerwünscht. Die Entwicklung des Surfsports, der Surfkultur und deren öffentliche Wahrnehmung ist nun noch ein bisschen mehr in der Hand grosser Konzerne. Das ist als äussert kritisch zu beurteilen, denn wenn Gewinnmaximierung im Vordergrund steht, ohne Mitspracherecht der Basis, wäre das als politisches System Faschismus, Diktatur, Monarchie oder ähnliches, oder? Diese Systeme haben bisher nicht funktioniert und die Rechte der Pros, der Erhalt unserer Kultur und die Zukunft unseres Fetischs «Wellenreiten» stehen auf dem Spiel. Wir scheinen zu verlieren.

Ist einer von uns geknebelt und versklavt, sind wir es alle. Was wir tun können? Die WSL meiden und lieber Surfvideos schauen. Hier kannst du mitmachen: https://discord.gg/z8VkvWR.

Article 189, Damage to Surfing’s Image:


Individuals bound by this Policy shall not engage in any conduct which could cause damage to the image of the sport of surfing. For purposes of this Article, «damage to the image of the sport of surfing» is defined as any act, regardless of time or place, which casts the sport of surfing or WSL in a negative light. Without restricting the application of this Article, «damage to the sport of surfing» will include any comments or broadcast from social media accounts that the Surfer is responsible for. Any Surfer found in violation of this section shall be subject to the following disciplinary action:

(i) Monetary Fines and Disqualification.The monetary fine amounts for an offense of this Article ranges from $1,000 USD to $50,000 USD per offense.

(ii) Suspension and Expulsion.Any offender under this Article may be subject to suspension and/or expulsion from a WSL Tour upon the first offense. Where multiple offenses occur within one or more concurrent seasons which demonstrate a pattern of unacceptable conduct, the Surfer may also be subject to suspension and/or expulsion from the WSL.