Wie verbindet man Surfen mit Karriere und Familie? Die Schweizerin, Kerry Whitham lebt seit 2015 im australischen Noosa und weiss, wie es funktioniert!

Kerry, war für dich schon immer klar, dass du eines Tages (nach Australien) auswandern würdest?
JA! Auswandern war wirklich schon früh ein Thema. Aber niemals dachte ich, dass die Destination Australien sein würde. Wieso auch. Zu viele Haie, viel zu viele Surfer und auf der anderen Seite der Welt. Mit 25 habe ich angefangen, die Welt zu entdecken, bin viel gereist und bei jeder Rückkehr ist es mir schwerer gefallen, wieder in der Schweiz Fuss zu fassen. Und doch konnte ich nach all diesen Reisen keinen geeigneten Ort finden, an dem ich mir ein neues Zuhause hätte vorstellen können. Dann habe ich mich entschieden, es nochmals in der Schweiz zu versuchen. Und dann, wie es so ist, nachdem ich einen langfristigen Job mit acht Wochen Ferien (1 Monat unbezahlt), eine Traumwohnung im Herzen von Zürich ergattert und mich mit dem Gedanken abgefunden hatte, dauerhaft in Zürich zu bleiben, bin ich auf einem vierwöchigen Surftrip in Mexiko meinem heutigen Mann über den Weg gelaufen.

Portrait von Kerry Whitham
Kerry Whitham wie sie leibt und lebt. Foto von Emma Bourne.

Ein Jahr später warst du bei ihm in Australien, wo du anschliessend dein eigenes Bikini-Label «Salt & Daughters» gegründet hast. Kannst du uns etwas mehr davon erzählen?   
Die Idee kam von der Leidenschaft zum Meer, dem Surfleben und ein bisschen zu viel Tequila. Das Label ist in Noosa entstanden und wurde weltweit an Reef-, Beach- und Pointbreaks getestet. Wir strebten an, das perfekte, funktionale und praktische Bikini herzustellen, denn viel zu lange haben wir uns mit «tanning bikinis», die runterfallen oder klobigen Bikinis, die komische Sonnenabdrucke hinterlassen, abgefunden… Alle unsere Bikinis sind verstellbar und bestehen aus Nylon, das aus Recyclingmaterial wie Plastikflaschen, Fischnetze oder anderen Meeresabfällen hergestellt wird. Die Umwelt liegt uns am Herzen und wir versuchen unser Bestes, so nachhaltig wie möglich zu sein.

Zudem bist du frisch gebackene Mama! Wie kombinierst du Business mit Familienleben und Surfen?
Ja, das ist eine ganz andere Art von Organisation. Die Verbundenheit zum Meer und dem Surfen macht es mir leicht, früh morgens aufzustehen, um wieder rechtzeitig zu Hause zu sein, sodass mein Mann zur Arbeit gehen kann. Wir sind beide sehr angefressene Surfer und damit keiner zu kurz kommt, dürfen beide jeden zweiten Tag surfen gehen und am Wochenende gehen wir entweder zusammen als ganze Familie an den Strand oder wir machen Surf Sessions und klatschen uns jeweils zu Hause ab, so dass jeder sicherlich zweimal ins Wasser kommt. Das Verständnis beruht auf Gegenseitigkeit und somit funktioniert das super gut und wird auch total toleriert und akzeptiert.

Kerry auf dem Surfboard
Kerry mit ihrer eigenen Bikini-Marke bei einer ihrer Sessions.

Business und Ausbildung wird dann aktiv, wenn mein Sohn seine Morgen- und Nachmittagsschläfchen hält und/oder abends nachdem er ins Bett gegangen ist. Es ist eine Herausforderung, aber machbar. Bald geht er in die Day Care für zwei Tage pro Woche, das gibt mir etwas mehr Zeit, um mich intensiver mit Salt & Daughters und dem Studiengang auseinanderzusetzen. Das Leben verändert sich mit einem Kind, ganz klar, aber das ist ja auch gut so. Man muss sich einfach besser arrangieren! (lacht)

Konntest du auch während der Schwangerschaft surfen?
Bis zum 6. Monat konnte ich noch relativ gut surfen, danach wurde es etwas schwieriger mit der Balance und auch das Reinpaddeln war nicht mehr so einfach. Das hat mir dann keinen Spass mehr gemacht und ich habe aufgehört. Zudem entwickelt man zu diesem Zeitpunkt auch schon eine intensive Beziehung zu dem Baby im Bauch und wird vorsichtiger, weil man es nicht verletzten möchte. Die Kleinen sind aber stärker als man denkt. Am Tag vor der Geburt bin ich mit meinem Mann noch ins Wasser gegangen und versuchte, eine Welle auf einem Longboard zu kriegen, leider ohne Erfolg.

Kerry in den Mentawais
Die Zeit im Wasser will gut geplant sein. Kerry in den Mentawais.

Wie reagierte das Line-up?
Die Surfer waren sehr beeindruckt und haben mir alle Wellen, die ich anpaddelte, überlassen. Es war echt toll da draussen unter uns «Locals» zu sein. Der Respekt war gross!

Gibt es sonst noch etwas, das du gerne teilen möchtest?
Falls du noch nicht umweltbewusst lebst, fange heute an, für eine bessere Welt zu kämpfen. Stay wild, free and tanned for adventure!