Der Schwedische Möbelgigant IKEA launcht mit der WSL, Rob Machado, Kassia Meador und 3500+ weiteren Surfer:innen die 26-teilige Kollektion KÅSEBERGA. Wir waren am Launch vor Ort und trafen uns mit der IKEA Designerin Wiebke Braasch auf ein Gespräch.
Wenn der Schwedische Möbelgigant (IKEA) und die Word Surfing League (WSL) gemeinsame Sache machen, darf etwas Grosses erwartet werden. Wenn dann noch die Surflegenden Rob Machado und Kassia Meador sowie weitere 3500+ Surfer weltweit an der Entstehung einer vom Ozean inspirierten Kollektion mitarbeiten, darf etwas noch viel Grösseres erwartet werden. Und IKEA hat dafür einen Namen: KÅSEBERGA, benannt nach einer kleinen Stadt in Schweden mit einem der südlichsten Surfplätze des Landes.
Es ist Donnerstag, 19. Mai 2022, 10.00 Uhr, als wir in der Alaia Bay in Sion eintreffen und uns als erstes eine IKEA-Promotion begrüsst. Nicht ohne Grund: Die Skandinavier laden zum weltweiten Launch ihrer lang erwarteten KÅSEBERGA-Kollektion. Und gleich vorweg, auch bei uns hat dies einige Fragen aufgeworfen. IKEA und Surfen? Was dürfen wir erwarten? Wieso das?
Nicht lange gezögert und gierig nach Antworten nahmen wir mit Wiebke Braasch am Tisch Platz.
Interview mit der KÅSEBERGA-Designerin Wiebke Braasch
Als Sie den Auftrag fassten, eine Kollektion für Surfer:innen zu designen, was ging Ihnen da durch den Kopf?
Braasch: Ich war ehrlich gesagt am Anfang ziemlich überrascht. Ich fand die Vorstellung einer IKEA Surfkollektion zwar toll, fragte mich aber, wie wir das nun zusammenkriegen. Doch je länger ich mich mit dem Thema beschäftigte, umso mehr Sinn machte das Ganze. Und mir war von Anfang an klar, wir wollen nicht eine Kollektion ausschliesslich für Surfer:innen kreieren, sondern Produkte für viele Menschen, die deren Alltag etwas schöner machen – dazu gehört aus meiner Sicht das Draussensein, dass man an den See, ans Meer oder in den Park geht und tolle Momente erlebt. In genau diesem Bereich habe ich mich natürlich stark von den Surfer:innen inspirieren lassen. Ein weiterer grosser Matchingpoint waren die grossen Nachhaltigkeitsziele, die IKEA hat und die WSL teilt.
Was war Ihre Meinung über Surfer:innen und deren Lifestyle?
Braasch: Menschen, die super authentisch sind. Sie sind bereit, einiges aufzugeben, um dafür zu leben, wofür ihr Herz schlägt.
Surfer:innen sind Egoist:innen (Einzelsportler:innen) – wie haben Sie das im Projekt wahrgenommen?
Braasch: Rob Machado und Kassia Meador haben eine gewisse Reife und wahrscheinlich ihren jugendlichen Übermut hinter sich und sind von einem höheren Ziel getrieben – dies ist bei beiden die Nachhaltigkeit. Daher habe ich sie überhaupt nicht egoistisch wahrgenommen, sondern einen tollen Teamspirit erlebt. Zudem haben wir nicht oft übers Surfen gesprochen, sondern mehr übers Leben per se.
Sind Sie selbst eine Surferin?
Braasch: Ich würde mich nicht als Surferin bezeichnen. Ich steige aber heute das erste Mal ins Wasser und kann es kaum erwarten.
Wie haben Sie es trotzdem geschafft, eine authentische Kollektion für Surfer:innen zu designen?
Braasch: Ich betrachte es als Vorteil, als Nicht-Surferin ins Projekt zu starten. Ich kannte ehrlich gesagt Rob Machado und Kassia Meador nicht und dies liess mich ziemlich entspannt an die Sache rangehe. Ein:e Surfer:in hätte vielleicht zu viel Ehrfurcht vor den grossen Namen gehabt.
Ich konnte mich somit voll auf meine Herangehensweise als Designerin fokussieren und hörte in erster Linie über 3500 Surfern und natürlich Rob Machado und Kassia Meador mit offenen Ohren und stets interessiert zu. So konnte ich erfahren, was die «daily needs» von Surfer:innen sind. Stück für Stück konnte ich besser verstehen, wie Surfer:innen sich umziehen, was für Gadgets sie brauchen und habe das erste Mal erfahren, dass Surfer:innen die Ikea-Tasche schon im Vorfeld oft fürs Ausziehen von Neoprenanzügen verwendet haben.
Wie integrieren Sie das Fokusthema Nachhaltigkeit, welches in der Surfbranche omnipräsent ist?
Braasch: Erstmal vorweg ist es super wichtig, dass wir Produkte designen und produzieren, die effektiv gebraucht werden und relevant sind. Ansonsten können die Produkte noch so schön und aus den besten Materialien hergestellt sein. Wenn sie niemand braucht, bringt das nichts. In einem nächsten Schritt geht es dann aber trotzdem um die Materialien. Da ging es bei uns in erster Linie darum, so oft als möglich recycelte Materialien zu benutzen. So haben wir zum Beispiel in unseren Rucksäcken fast 90% recyceltes Polyester. Natürlich haben wir nie 0 Impact – nichtsdestotrotz versuchen wir so niedrig wie möglich zu bleiben. So haben wir Kork als weiteres wichtiges Material eingebaut. Und als letzten Punkt versuchte ich, Produkte zu schaffen, die den Kunden Freude machen und die sie wirklich benutzten wollen, am besten über mehrere Jahre hinweg. Nur so kann dann letztlich wirklich nachhaltig gewirtschaftet werden.
Und ist dieses Ziel in Anbetracht der oftmals sehr günstigen Preise von IKEA realistisch? Tendiert der Kunde nicht schnell dazu, ein schmutziges oder leicht beschädigtes Produkt gleich zu ersetzen?
Braasch: Da herrscht tatsächlich ein Dilemma und dies diskutieren wir auch intern immer wieder. Doch unsere Überzeugung ist, dass Nachhaltigkeit kein Luxusprodukt sein darf. Nachhaltigkeit muss für alle erschwinglich sein. Und dafür stehen wir von IKEA.
Nehmen Sie uns kurz mit auf eine Reise durch die Entstehung der Kollektion. Wie haben Sie begonnen?
Braasch: Einer der ersten Momente war, dass wir zusammen mit der WSL die Community zum Surfleben befragt und dies ausgewertet haben.
Dabei kamen verschiedene Fokusthemen auf: Wellness (dem Körper etwas Gutes tun), Community (etwas zusammen mit anderen Leuten zu tun), Outdoor (mobil und stets unterwegs sein zu können).
Dann kamen Rob Machado und Kassia Meador nach Schweden und wir sind mit ihnen relativ analytisch diese Fokusthemen durchgegangen. Immer mit dem obersten Ziel der Relevanz. Letztlich haben wir die Community von über 3500 Surfer:innen bis zum Schluss stets integriert und ihnen zum Beispiel auch Designvorschläge zugestellt, um weitere Feedbacks zu erhalten. Ein Beispiel ist unsere Beachtasche, die wir ursprünglich so geplant hatten, dass sie den Surfer:innen dienen soll, um am Strand Müll zu sammeln. Das Feedback der Community lautete dann: «Toller Gedanke, aber die Tasche muss auch sonst im Alltag gebraucht werden können.» Und so gestalteten wir diese nochmals etwas um.
Was waren die High- und Lowlights?
Braasch: Mein absolutes Highlight war der Besuch der beiden Surfprofis bei uns in Schweden. Es war dunkler, tiefer Winter bei uns und dann ging die Türe auf und da kamen die beiden braungebrannten Gesichter rein. Und diese sonnige Stimmung hat uns dann durch die ganze Kollektion hindurch begleitet.
Das Lowlight war dann der Pandemie geschuldet. Denn kurz nach dem Besuch von Rob und Kassia kam der Lockdown und wir waren gezwungen, das Projekt digital fortzuführen.
Welches ist Ihr persönliches Lieblingsprodukt?
Braasch: Die Gläser und die Karaffe, mit denen ich etwas Meer auf den Tisch bringe. Weiter war mein Ziel, die Bedeutung von einem Glas sauberen Wasser etwas wertvoller zu machen.
Sehen Sie den Surfsport heute in einem anderen Licht als vor der Kollektion?
Braasch: Ich bin definitiv super neugierig aufs Surfen geworden – es auch selber auszuprobieren. Was mich zusätzlich begeistert hat ist, wie stark die Nachhaltigkeitsthemen bei den Surfer:innen verankert sind.
Abschliessend – war die Zusammenarbeit mit IKEA und WSL ein «one shot» oder werden beide in der Surfbranche bleiben?
Braasch: Sport, ein aktiver Lifestyle und die ganze Thematik der Nachhaltigkeit werden bestimmt bestehen bleiben. Wie intensiv wir im Bereich Surfen aktiv bleiben, wissen wir heute noch nicht. Das werden wir sehen.