Das Tourfinale der Edelweiss Surf Tour liegt direkt hinter uns und mit kalten Füssen und warmem Herzen blicken wir zurück auf ein spannungsgeladenes, überraschungsreiches und an Highlights kaum zu überbietendes Wettkampfjahr 2023.

Ein fulminantes Tourfinale: Alaïa Open Winter Cup
Brrrr. «In der Haut der Athlet:innen möchte ich heute nicht stecken» denkt sich Competition Director Dario Müller beim frühmorgendlichen Kick-Off-Meeting. Denn die Alaïa Bay ist in eine einzigartige Kulisse in schneebedeckte Wal­liser Berggipfel eingebettet. Die dicken Neoprenanzüge verhindern aber die Frostbeulen und entsprechend sorgt das neue Ein-Tages-Format beim Tourfinale für eine ge­ballte Ladung Nervenkitzel. Für die Athlet:innen geht es in oder Alaïa Bay nicht nur um den Titel des Swiss Wavepool Champions, sondern auch um die Entscheidung im Rennen um den Gesamtgewinn der Edelweiss Surftour.

Laura Zimmermann auf dem «Monster» (Welle bei der Mühleschleuse in Thun)
Bild: Phil Bucher

Die Edel­weiss Air animiert scheinbar auch im Wavepool zum Abhe­ben, denn als die Medaillen näher rücken, häufen sich die Luftsprünge im Wasser. Am Ende des Tages bejubeln die Surfbegeisterten der Schweiz die frischgebackenen Champions. Fabiana Klein, kein unbekannter Name, kann mit ihrem ersten Rang am Alaïa Open Winter Cup 2023 in der Kategorie «Junior Girls» eine Rechnung vom letzten Jahr begleichen. Auch wenn es im Overall-­Ranking nicht ganz nach vorne reicht, so kommt für sie eine Prachtsai­son zu einem süssen Ende. Freude herrscht auch bei Ale­na Gubler, Rivan Rock Rosskopf, Eva Weiss und Kilian Ross­kopf, die sich den Overall­Sieg in ihren Kategorien der Edelweiss Surf Tour 2023 sichern. Wir gratulieren!

Auftakt am Oana Open: Junior:innen auf dem Vormarsch
Stell dir vor, Titelverteidigerin Livia Fürst und ihre härtes­ten Konkurrentinnen Alena Gubler und Misch Albisser lie­fern sich ein Kopf-­an­Kopf-­Rennen – so hatten es alle er­wartet. Und plötzlich tauchen sie alle in der zweiten Runde, der Repechage, wie­der auf. Unerwartete Szenen am Becken­rand! Die Juniorinnen, allen voran Fabiana Klein und Michelle Ernst, schicken die Routinières in die zweite Runde. Damit nicht genug: Plötzlich erscheint ein neuer Name auf dem Scoreboard und räumt ab: Eva Weiss! Die junge Aargauerin ist zum ersten Mal auf der Tour mit dabei und heizt von Beginn weg zünftig ein. Schlagartig ist ihr Name aus der Schweizer Surfszene nicht mehr wegzudenken. Kein Wunder ziert der Shooting Star auch das Titelbild dieses Magazins. Bei den Männern indes dominieren die Rosskopfbrüder zusammen mit Durby und Vince «The Cat» Schneider das Feld. Zum Schluss obsiegt «Triple R» Rivan Rock Rosskopf und triumphiert zusammen mit Michelle Ernst zum histo­risch zweifachen Doppelsieg!

«Wir wollen mit der Edelweiss Surf Tour nicht nur die Top-Surfer:innen bedienen, sondern auch den Breitensport und die, die
den Einstieg schaffen wollen.»

Dario Müller

Stürmischer Spätsommer am Urbansurf Zürich Open
Nasskalt präsentiert sich der Sommer am letzten August­ Wochenende in Zürich. Umso heisser geht’s im Pool zu und her: Wie im vergangenen Jahr sprengen die angereisten Gäste das einheimische Line-­up und challengen die Locals. Insbesondere der gern gesehene Wellenkünstler Lenny Weinhold (D) zaubert magisch anmutende Moves auf die Citywave der Urbansurf Plattform im Herzen von Down­town Switzerland. Alena Gubler gelingt es schlussendlich, unter frenetischem Beifall ihren Titel zu verteidigen und Kilian Rosskopf jubelt als lachender Junior Champion vom Podest… Und Eva Weiss, die Newcomerin, schafft es in der Junior Girls Division auf Rang 2, direkt hinter Aksinia Seme­nova, die mit einer Wildcard der Zürcher Competition zu­sätzliche Würze verlieh!

Die Stunde der Locals: RiverSurfJam Thun
Die Aare glitzert und funkelt, von Herbst keine Spur! Der ultimative Showdown der Flusssurfer:innen steht bevor, die Ausgangslage alles andere als klar… Insbesondere bei den Männern steht das Feld völlig offen: Die langjährigen Titelverteidiger Dimitri Scholl und Vincent Schneider (ver­ letzt) treten beide nicht an. Bis in die Abendstunden wird gesurft und ein Highlight jagt das andere. Zum Schluss ist klar: Die Einheimischen beherrschen das «Monster» an der Mühleschleuse immer noch am Besten: Luca «Toni» Alle­mann holt sich den Sieg zusammen mit Titelverteidigerin Anna Lemann, während eine sichtlich stolze Eva Weiss auch im Fluss was zu bieten hat und mit Rang zwei die letzt­jährige Herausforderin Lemanns, Laura Zimmermann, auf den Bronzeplatz verweist.

Herbst Escape: Swiss Surfing Championships
Sonntagnachmittag vor dem Riders Meeting, wir blicken auf den Forecast: «Montag klein, Dienstag flat, Mittwoch ab Mittag gross, Donnerstag so lala, Freitag riesig und stür­misch.» Diesmal waren es die Athlet:innen, die sich dach­ten: «In der Haut von Competition Director Dario möchte ich jetzt nicht stecken.» Doch wie sagt man so schön? «Im Zweifelsfall entscheide man sich für das Richtige». Gesagt, getan. Nach dem frühmorgendlichen Spot-­Check wird die Surfwoche mit der Kategorie «Men» eröffnet. Und spätes­tens als auch die Frauen um die Mittagsstunde in den Wett­kampf starten, ist der Strand von Somo von der crème de la crème der Schweizer Surfszene besiedelt. Jeansjacken und Kaffee-Duft wechseln sich ab mit Neoprenanzügen und dem Geruch von frischem Surfwachs.

Swiss Surfing Champion Fantin Habashi auf seiner magischen Backhand
am Finale am Playa de Somo.

Bild: Sven Piek & Sandro Antonietti

Der Forecast täuschte nicht: Montag ist klein. Umso grösser ist die Begeisterung des Publikums als die Sur­fer:innen zeigen, wie man auch bei diesen Bedingungen Eimerladungen voll Wasser aus der «Po­cket» spritzen kann. Im heiss umkämpf­ten Brüder­-Duell «Rosskopf vs. Habashi» überzeugen die Habashi­-Jungs die Judges ein wenig mehr und haben im Finale am Donnerstag die Nase vorn. In der Kategorie «Women» gibt June Erostarbe Geiser ein Comeback und fährt mit ihrem kraftvoll-­eleganten Stil direkt zum Sieg. Eleganz ist bei den Longboarder:innen gar Programm: Mit dem Tanz auf der 9­-Fuss-­Bühne wissen vor allem einige der neuen Gesichter zu entzücken. Und mit unerwartetem Flow und Geschwin­digkeit fesseln auch die SUP-­Athlet:innen, speziell wo doch die trägen Flösser auf den Schweizer Seen bei eingefleisch­ten Surfer:innen eher für ein müdes Lächeln sorgen. An der «Night of the Champs» läutet die Surfschweiz schlussendlich mit knallenden Korken das Ende der SSC 2023 ein. Gemeinsam verabschiedet man sich von Wellen, Wind und Meer und feiert die Teilnehmer:innen bis spät in die Nacht hinein. Bis nächstes Jahr!

Ein kurzer Blick in die Kristallkugel
Die Schneefallgrenze sinkt auf 1000 m, wechselhaftes Wetter mit zeitweise starken Regengüssen vor allem auf der Alpennordseite. Temperaturen zwischen 5 und 10 °C bei leichtem Westwind. Ungefähr das bringt uns die nahe Zukunft. Während der Wetterbericht beim Wechsel vom Surfwachs auf die Snowboard­Bindungen gerade eine wichtige Rolle spielt, ist er für die Planung des Surfjahres 2024 weniger relevant. In dieser Hinsicht wird vor allem auf die vergangene Saison zurückgeblickt und analysiert, was daraus mitgenommen werden kann. Wie reagiert man etwa auf das zunehmend hohe Surflevel? «Wir wollen mit der Edelweiss Surf Tour nicht nur die Top­Surfer:innen be­ dienen, sondern auch den Breitensport und die, die den Einstieg schaffen wollen», meint Dario Müller. Hinzu kommt der Trend vom stetigen Zuwachs an Athlet:innen in den Junior-Kategorien. Wird dieser anhalten? Und hat sich das 2023 erstmals durchgeführte Format mit eintägi­gen Tourstopps bewährt? Diese und weitere Fragen be­schäftigen das Organisationsteam der Edelweiss Surftour 2024 momentan. Denn nach der Tour ist vor der Tour und die Planungen sind schon voll im Gange. Wir freuen uns auf nächstes Jahr!