Nach dem verheerenden Zyklon «Idai», der grosse Teile des Landes und die Ernte zerstörte, hunderte Menschen das Leben kostete und die Entwicklung stark zurückkatapultierte, ist es Zeit für eine Hommage an das wunderbare Mozambique. Ein Land voller Gegensätze, Gesang und Tanz, Meer und Wellen und einer Energie, die einen nicht mehr loslässt.

Der Weg ist das Ziel
Der Himmel hüllt sich in ein rosarotes Farbenspiel, als wir noch in der Dunkelheit unsere letzte Etappe der zweitägigen Fahrt von Südafrika nach Mozambique in Angriff nehmen. Die Palmenwälder an den Strassenrändern werden dichter und grüner, die Strassen immer sandiger und unbefahrener. Ich blicke auf die endlose Strasse vor uns und träume von all dem Unbekannten, das hinter der nächsten Grenze liegt.

Jeep auf sandigen Strassen umringt von Palmen
Sandige Strassen, Palmenwälder und unser 4×4.

Als wir am frühen Morgen die Grenze zu Mozambique passieren – wir mussten uns regelrecht rausputzen, die Grenzkontrolle nimmt den sauberen Auftritt sehr ernst – ist der Himmel schon stahlblau, die Wärme wird immer intensiver und die Stimmung in unserem 4×4 wird lauter und fröhlicher. Noch zwei Stunden. Zwei Stunden gefüllt mit guter Musik, vielen «Ohs und Ahs» als Reaktion auf die Umgebung: Kinder, die am Strassenrand dem Auto nachrennen, das Lachen auf den Lippen, aufgeregt neue Leute zu begrüssen. Ernste Männer, die den Strassenrand patrouillieren, Kalaschnikows umgeschnallt. Kleine Hütten am Strassenrand, wo einheimische Frauen lauthals ihre frischen Produkte verkaufen. Die unterschiedlichsten Seiten dieses Landes werden einem schnell vor Augen geführt – die Spuren eines brutalen Bürgerkrieges, sowie die Fröhlichkeit und die Energie, die in den Einheimischen steckt, prägen das farbige Leben.

Tofo, finalmente en Tofo!
Ein kleiner hügeliger Ort, von Stränden nur so umgeben, mit authentischem kleinem Markt, ein paar Tauchschulen, Hütten mit Schlemmerangeboten aller Art. Es lässt sich leben in diesem kleinen Paradies!

Die Tage sind geprägt von morgendlichen Surfmissionen, die sich durch den ganzen Tag ziehen, von gemütlichen Erholungsspaziergängen durch den lokalen Markt und von langen, warmen Nächten, die unter freiem Himmel verbracht werden, die Füsse nie stillstehend, die Musik noch lange in den Ohren – bis wir erschöpft aber glücklich und zufrieden in unsere Betten fallen.

Sonnenuntergang am Tofinho Point
Sonnenuntergang am Tofinho Point.

Tofo ist ein Ort zum Bleiben: Klein, aber mit so vielen schönen Ecken geschmückt, lädt er viele Leute aus den benachbarten Ländern zum Bleiben ein. Das Leben ist langsam und bedacht und trotzdem voller Aktivitäten, die man ausführen kann – alle in Verbundenheit mit dem Ozean.

Der Surf in Tofo
Tofo hat diverse Surf Breaks. Der bekannteste unter ihnen ist wohl Tofinho Point, eine Rechte, die auf sandigem Grund ab einem Felsenvorsprung bricht. Am besten kommt man hier bei «mid to low tide» surfen, «spring low tide» ist am optimalsten.

Tofinho Point
Tofinho Point.

Am Tofo Beach, dem Hauptstrand von Tofo, finden sich verschiedene Sandbänke. Wenn man etwas in den Norden läuft, findet man «Fatima’s», welche sich vor dem Restaurant «Fatima’s Nest» befindet. Je nachdem wie sich die Sandbänke bewegen, verändert sich die Stelle, an der das Wasser zur Welle bricht – ein bisschen Glück und Überraschungsfeeling ist also oft Teil des morgendlichen Surf Checks.

Todo Beach Fatimas
Todo Beach @Fatima’s.

Läuft man weiter in den Norden, kommt man zu «Dino’s Restaurant» – eine coole Bar mit kleinen Snacks für Zwischendurch. Etwas weiter im Meer draussen befindet sich ein Riff : Dino’s Reef. Die Welle dort bricht als A-Frame. Je nachdem wie sich auch hier die nahegelegenen Sandbänke verändern, findet man noch weitere Breaks.

Tofinho Point
Tofinho Point.

Nicht selten trifft man beim Surfen auf Delfine, die sich die Wellen mit dir teilen oder auf Wale, die sich elegant und eindrücklich nur wenige Meter entfernt im Wasser bewegen, ein Erlebnis dass man nie vergisst!

Nach dem Surfen
Auch wenn Tofo sehr klein ist, der Ort schläft selten… Im Dorfzentrum rund um den Markt läuft immer etwas: Die kleinen Hütten bieten eine Variation an lokalem wie auch westlichem Essen – von Pizza und Grill bis hin zu Fruit Bowls und Smoothies. Immer wieder gibt es auf dem Dorfplatz Konzerte, dazu wird getanzt und getrunken – meist Tipo Tinto, ein lokaler Schnaps, gemischt mit Sparletta, einem Cranberry-Mischgetränk, cheers!

Im Mozambeats, einem gemütlichen Hostel etwas ausserhalb des Zentrums, kann man nach einem leckeren Abendessen den Abend zu pulsierender Musik oder mit einem gemütlichen Filmabend ausklingen lassen.

Den Sonnenuntergang lässt sich wunderbar mit einer frischen Kokosnuss vom Markt oder einem Bier (2M, billig und lokal) über den Klippen bei Tofinho Point geniessen. Geheimtipp ist die Sunset Lodge, etwa 30 Minuten Fahrt von Tofo: Die Bar der Lodge unter dem Namen «The Drunken Parrot Bar» bietet eine unglaubliche Sicht über die Mangrovenwälder und den Fluss, der sich durch die Wälder windet – eine unglaubliche Sicht! 

Wer Lust hat auf einen Schnorcheltrip oder einen Tauchgang ist in Tofo gut bedient, Tauchschulen gibt es eine Hand voll. Das Highlight sind ganz klar die Walhaie!

Schlafplatz in Tofo
Turtle Cove. Ein von einer südafrikanischen Familie aufgebautes Hotel, welches wunderschön auf einem Hügel platziert ist. Die Bungalows sind einfach, aber sehr geschmackvoll eingerichtet und umrahmen alle eine Rasenfläche, geschmückt mit vielen Palmen, auf der in der Mitte ein kleiner Pool für eine gute Abkühlung sorgt. Die Sonnenuntergänge durch die Palmwedel von der Lounge aus tauchen den ganzen Ort in ein bronzenes Licht und lassen die Zeit für eine Weile langsamer vorbeiziehen.

Der Küste entlang nach Pomene
Luft wird aus den Rädern gelassen, um in den sandigen Strassen voranzukommen. Ein gutes Zeichen, wir nähern uns unserer nächsten Destination: Pomene. Die Landschaft verändert sich so, dass plötzlich keine Häuser mehr zu sehen sind. Nur noch wenige verstreute Hütten, die sich unter den Palmbäumen verteilen. Kinder spielen im Sand, Hühner laufen uns über den Weg. Viel mehr gibt’s hier nicht. Es ist, als ob die Zeit stehen geblieben wäre. Und so fühle ich mich auch: Alle Sorgen und Gedanken scheinen so weit weg, nichts spielt eine Rolle, ausser das Hier und Jetzt.

Pomene Dorf
Im Dorf von Pomene.

Wir fahren weiter durch das Mini-Dorf – eine Hütte, die Wasser und Snacks verkauft, ein paar Frauen die durch die Gegend laufen, sonst nichts. Die Strasse windet sich plötzlich und das Meer erstreckt sich vor uns: türkisblaue Endlosigkeit.

Pomene Point
Pomene Point.

Die Zeit in Pomene wird zu einem geduldigen Abenteuer für uns. Durch den Zyklon, der ein paar Wochen (März 2019) vorher durch das Land gefegt ist, wurde unser Hotel beschädigt. Wie gesagt, in Mosambik ist das Leben langsam und stresslos – wir wussten also nichts von diesem Ereignis. Trotzdem dürfen wir die Bungalows beziehen, sind aber was Essen und Trinken angeht auf uns alleine gestellt (was sich in einem Ort wie Pomene als eine ziemliche Herausforderung entpuppt), die Dächer haben Löcher und es wird regnen, jede Nacht! Aber hey, wir sind zum Surfen da! Und dies geht wunderbar in Erfüllung.

Sonnenuntergang Pomene
Sonnenuntergang in Pomene.

Der Surf in Pomene
Pomene Point, eine sanfte Welle, die sich um einen Klippenvorsprung wickelt und dann auf die Sandbänke dahinter trifft, ähnlich wie Tofinho Point. Auch dieser Break ist sehr abhängig von den Bewegungen des Sandes, wird aber als eine eher konstante Welle bezeichnet. Die Location ist regelrecht atemberaubend. Ein endlos scheinender Strand, seichtes Wasser, dass sich mit dem Sand vereint. Weiter draussen hohe Sandbänke, auf die man rausläuft, bevor sich dahinter die Wellen offenbaren. Vom Line-up betrachtet sitzt links eine Hotelruine auf den Klippen, gesäumt von Palmbäumen und Felsen. Dieser Ort ist fast etwas magisch: Delfine in Schwärmen gesellen sich immer wieder zu uns; abgesehen von den tierischen Freunden gehört die Welle uns alleine.

Pomene Point
Pomene Point.

Erinnerungen die bleiben
Mozambique war einmal eine portugiesische Kolonie. Die offizielle Landessprache ist Portugiesisch, daneben gibt es diverse afrikanische Dialekte, auch Englisch wird häufig gesprochen. Die singende portugiesische Sprache ist für mich ein Abbild meiner Erfahrungen im Land – überall lebt es, man nimmt sich Zeit und erfreut sich an den kleinen Dingen im Leben. Egal ob im Wasser, auf dem Markt oder auf der Tanzfläche, man fühlt sich wohl im Gemisch von Einheimischen und Touristen, man redet und tanzt zusammen und teilt die Wellen, geniesst die gemeinsamen Momente.

Eine Hommage an ein Land, das so viel geben kann und nicht viel verlangt, teilt und inspiriert. Es ist ein komisches Gefühl, wenn ein geliebter Ort, der mit viel Erinnerungen verbunden wird, der aber trotzdem noch fremd ist, von einer Katastrophe heimgesucht wird. Wir kennen dies wahrscheinlich alle, von irgendwelchen Orten, so nah und doch so fern. Es ist ein hilfloses Gefühl, da man von hier aus nicht viel machen kann, das Leid nicht verhindern kann (ausser Organisationen durch Spenden zu unterstützen). Es bleibt nur zu hoffen, dass der kleine Reichtum des Landes seinen Leuten in dieser Zeit Kraft gibt, so wie die Erinnerungen an Wellen und Menschen dieser Reise uns stärken.