Michelles Tage an der Küste von Moliets-et-Maa nach San Sebastián. Mit vielen Stops, wunderbaren Wellen, viel Essen und Wein im Bauch. Von je t’aime nach te quiero.
Die Sonne setzt sich langsam ab, der Himmel von Meeresdunst benebelt lässt das Farbenspiel wie durch einen Schleier erscheinen. Die Vögel heben sich von den Dünen und suchen Unterschlupf für die Nacht, während wir in unserem Van langsam die Strasse hinuntertuckern – alle in Gedanken, Haare und Gesicht salzig, müde und glücklich. Mit dem Eindunkeln des Himmels werden die Wellen hinter den Dünen gefühlt lauter und bestimmen die Träume der Nächte, bevor der nächste Morgen wieder ans Meer ruft.
Der Atlantik, welcher sich an Frankreich und Spanien schmiegt, ist ein Gefühl, ein Geflüster im stürmischen Wind, eine Liebe, die geteilt wird von vielen Menschen – von gleichgesinnten Surfern und Weltenbummlern. Diese Orte mit diesen Menschen zu teilen macht die Atlantikküste zu dem was sie ist: eine Community, ein Ort, der Zuhause singt.
Moliets-et-Maa
Pinienwälder, ein Fluss, Moules et Frites, etliche Wellenmöglichkeiten entlang der langen Küste von Les Landes und Sonnenuntergänge der ersten Klasse (pink, rot, verträumt, wunderbar). Wenn ich ein Bild von Moliets-et-Maa zeichnen würde, wären dies ein paar Aspekte, die viel Platz einnehmen würden – das ersichtlich Schöne dieses Ortes.
Mit 18 Jahren fuhr ich hier in ein Surf Camp – Matura in der Tasche, es war Zeit für etwas Neues. Für viele ist dies eher etwas verpönt, Surf Camp = Surf Tourismus = Kook Central.
Aber für mein 18-jähriges ich war – und ist heute noch – Moliets-et-Maa die Türe zu meiner Liebe zum Surfen, zum Entdecken einer Welt so fernab von allem Bekannten – es war Freiheit, Perspektivenwechsel und Katapult für alles, was folgte.
Ich empfehle, durch die Surfcamps zu wandern für Jam Sessions, Skate Competitions, irgendwo ins Dunkle zu liegen, um Sternschnuppen zu zählen, sich im Ama Zone Café zu verwöhnen, den Fluss hochzuwandern und zu surfen, was das Zeug hält. Sich hinzugeben, sich auszutauschen und das nicht so ersichtlich Schöne in den kleinen Momenten zu entdecken.
Biarritz, Hossegor und alles dazwischen
Die exponierte Küste macht das Meer unberechenbar – einen Tag ist der Atlantik glasig, wunderbar ruhig und die Wellen perlen nur so auf die Küste zu, einen Tag später ist er stürmisch und wild. Es ist eine Unberechenbarkeit, die Interesse in einem weckt, man stellt sich auf die Überraschungen ein, die Wind, Wasser und Sandbänke jeden Tag bringen.
It’s kind of weird-in most holiday places, the people are angry and the sea is calm. In Biarritz, it’s the other way around.
Karla im Buch Shantaram des Autors Gregory David Roberts (mein allerliebstes Buch, sehr empfehlenswert!).
Am Strand von Biarritz die Kraft und Wucht der Wellen nach einem Sturm gegen die verstreuten Felsen brechen zu sehen, Longboard-Wellen an der Côte des Basques oder der Grande Plage in Biarritz zu surfen oder professionelle Surfer in perfekten Wellen in Hossegor zu beobachten (Quicksilver und Roxy Pro France vom 3. Oktober bis 13. Oktober 2019 in Hossegor!) – die ganze Palette des sich verändernden Ozeans ist eindrücklich und die verschiedensten Erfahrungen mit dem Atlantik werden nicht so schnell vergessen sein. An Wellenlosen Tagen offerieren Biarritz wie Hossegor viele tolle Cafés und Programm: Beim Schlendern durch die Strässchen in Biarritz lässt sich immer irgendein Konzert entdecken, in Hossegor ist Tag und Nacht viel los. Das Motto lautet: Sich wiedermal hinzugeben, sich mitziehen zu lassen.
Donostia in San Sebastián
Tapas, Sangria, Jam Sessions auf dem Berg, Surfen mit Amigos, das beste Gelato – te quiero, San Sebastián.
Wer nach einer guten Work-Life-Balance sucht, ist hier richtig. Wer eine gute Zeit haben will und einfach pures Leben erfahren will, auch. Um acht Uhr morgens surfen am Zurriolla Strand, um zehn einen Kaffee trinken im Belgrado, mehr surfen, Smoothie von Uh-Mami, mehr surfen, Picknick am Strand mit frischen Früchten von den umliegenden kleinen Läden. Die Abende sind geschmückt von den besten Tapas in der Altstadt, von Sonnenuntergängen beim Monte Urgull mit Sicht auf die anderen Strände und die Insel Santa Klara, gefolgt von spontanen Unternehmungen – zum Beispiel einen Schwumm auf die Insel Santa Klara vom Strand Kontxa aus. Es ist schwierig, diesen Ort und seine Umgebung zu beschreiben – es lässt sich nur sagen, es lohnt sich. Immer.
Ich sitze im Zug auf dem Weg in die Schweiz von Biarritz. Zehn Tage an der Küste, von Moliets-et-Maa runter nach San Sebastián, mit vielen Stops dazwischen, wunderbaren Wellentagen, viel Essen und Wein im Bauch. Die Gedanken rasseln in meinem Kopf, während die Landschaften an mir vorbeiziehen. Es ist, als ob man eine geliebte Person verlässt, für eine Weile, und man das Glück, sie zu kennen, nach aussen trägt und gleichzeitig auch etwas Trauer verspürt – Trauer, dass sich Gegenwart schon wieder in Erinnerung wandelt. Doch ich vertraue in ein baldiges Wiedersehen und schöpfe bis dahin aus allen Erinnerungen Energie für eine neue alte Gegenwart, wohin sie mich auch bringen mag.
Schöner Bericht. Auf einem ähnlichen trip habe ich meine Frau in San Sebastian kennengelernt. Wir haben mittlerweile zwei Kinder die die Baskisch und Schweizerdeutsch sprechen. Ich freue mich schon auf unsere Herbstferien im Baskenland.
Das ist ja eine romantische Geschichte! Vielleicht lohnt es sich, diese zu erzählen? Oder bist du der stille Geniesser? 🙂