Von Florianópolis bis Salvador: Florence nimmt uns mit auf ihre Erlebnisse in Brasilien. Sie und ihr Freund sind stets auf der Suche nach den besten Wellen.

Man erwacht zu den Geräuschen der vielen Vögel. Wie im Dschungel hört es sich an und sieht es auch aus. Die grüne Pracht erstreckt sich über die Hügel bis an die Sandstrände, wo sich ein Beachbreak an den nächsten reiht. Das Wasser ist türkis blau, die Wellen schnell und kräftig. Vielleicht gibts heute eine Barrel?

Auf die andere Seite


In unserem geliebten Lobitos* entschieden wir uns nach Brasilien zu fliegen. Da unser Auto sowieso für länger Futsch war und sich der Prozess, gemäss unserer Anwältin, noch mindestens 2 Monate hinziehen würde, wünschten wir uns einen Szenerie-Wechsel. Also fuhren wir zurück nach Huanchaco, packten unsere Sachen und schleppten zwei Boardbags und zwei grosse Taschen nach Lima. Wir suchten eine Lagerungsmöglichkeit und flogen dann schliesslich mit der Hälfte des Gepäcks nach Sao Paulo, Brasilien!

*Lobitos war unser letzter Stopp in Peru. Alles über das geisterhafte Surfstädtchen gibt es in der WaveupMag-Dezemberausgabe 2019 zu lesen.

Und hier sind wir nun, im viel grüneren, fröhlicheren, positiveren und meistens wärmeren Brasilien. In der ersten Woche besuchen wir Freunde von uns in Sao Paulo und Curitiba, dann zieht es uns schliesslich an den Strand, um wieder zu surfen. Um 2 Uhr morgens kommen wir mit dem Bus in Florianópolis an.

Curitiba
In der ökologischsten Stadt Brasiliens liegen Capivari neben den Bewohnern gemütlich auf der Parkwiese. 

Da wir nicht die besten im Planen sind, verbringen wir 4 Stunden auf dem Busbahnhof, bis der erste Bus zu unserer Unterkunft fährt. Mit besagtem Bus fahren wir dann über die nigelnagelneue Brücke auf die Ilha de Magia und während wir aus dem Fenster gucken, wissen wir noch nicht einmal, dass diese Insel wirklich magisch ist. Floripa ist so einzigartig, dass dieser Ort einen Platz in unserem kommenden Printmagazin (WaveupMag 1/2020) verdient hat. Daher spulen wir hier zwei Wochen in unserer Geschichte vorwärts, als wir mit einem Blabla-Car weiterfahren.

Ab in den Süden


Aufgrund einer Empfehlung fahren wir nach Praia do Rosa. Da keine Busse direkt dort hinfahren und wir mit einem schweren Boardbag reisen, entscheiden wir uns das App «Blabla Car» auszuprobieren, anscheinend eine günstige Mitfahrgelegenheit. Wir haben Glück und fahren am gewünschten Abend, ich mit einem schlafenden Hund in meinem Schoss, in das kleine Dörfchen. Wir freuen uns auf gleichgesinnte Surfer und Surferinnen und haben daher kurzfristig ein Hostel gebucht (anstatt ein Airbnb, dass meistens günstiger ist). Dort angekommen verkündigt das nette argentinische Pärchen, dass wir die einzigen sind. Dafür ist es «mega härzig» und auch preiswert.

Praia de Rosa
Praia do Rosa

Am nächsten Tag finden wir heraus, das Praia do Rosa ein ruhiges, gemütliches Dörfchen und durch einen Hügel vom Meer abgetrennt ist. Einen Wave Check kann man also nur machen, wenn man in einem der teureren Hostels gleich auf dem Hügel wohnt. Auf der Suche nach dem Weg zum Strand hält ein Auto an und ein volltätowierter steigt begeistert aus. Er geht auch surfen, sei Ex-Proskater und nähme uns mit. Er müsse nur noch schnell 5 Minuten zu seinem Haus. Wir stopfen also unsere Boards in den Wagen und steigen ein. Nach fast einer Stunde, in welcher wir im Wetsuit das halbe Dorf kennengelernt und sein Haus bestaunt haben, sind wir endlich am Strand. Er müsse erst mal einen rauchen, wir gehen ins Wasser.

Praia do Rosa gehört zur Gegend von Imbituba, was neben der Insel Santa Catarina (Floripa) der beste Ort zum Surfen ist in Brasilien. Sie bekommt viel Swell ab und weist eine grosse Küstenvariation auf. Wie auch in Floripa beeinflusst der Wind die Wellen sehr, weshalb sich eine frühe Surfsession lohnt. An diesem Tag surfen wir «Praia Sul», ein rechter Beachbreak. Nur 300 Meter von uns entfernt tummelt sich ein Wal mit seinem Jungen. Den besten Surf haben wir aber in «Praia Norte» am nächsten Tag. Der Swell stimmt perfekt und der Wind bläst noch nicht so stark. Eine Strömung zieht uns an den Steinen entlang nach draussen. Die Welle ist eine grosse Left mit einer wunderschönen Wall. Auch an diesem Tag sehen wir Wale. Eines Morgens vor Sonnenaufgang wagen wir eine Wanderung nach «Praia do Luz». Es ist etwa ein einstündiger Weg über eine Klippe durch Regenwald zu einer anderen Bucht. Leider war es bei unserer Ankunft schon verblasen. Wir gehen natürlich trotzdem rein, das Highlight ist aber das Frühstück.

Weg zu Praia do Luz
Der Weg nach Praia do Luz.

Der Swell dropt leider immer mehr, also wollen wir unsere andere Leidenschaft verfolgen: das Skaten. Durch Hören-Sagen wissen wir, dass eine Privatperson eine Bowl im Garten hat. Leider ist sie nicht zuhause und die Nachbarn können auch nicht helfen. Per Zufall treffen wir einen Amerikaner, der uns ein Hostel mit einer brandneuen Miniramp hinter zwei weiteren Hügeln nennt. Wir haben Glück, finden sie und dürfen skaten. Wir haben seit vier Monaten keine gute Miniramp gesehen und sind begeistert! So fühlt sich der droppende Swell gar nicht so schlimm an.

Samba, Caipirnhas und Angst


Nach ein paar Tagen im grünen Walparadies mit der perfekten Miniramp entscheiden wir uns in den Norden nach Salvador zu fliegen, in die erste Hauptstadt Brasiliens. Seit wir in Brasilien sind, sagen uns alle, wie gefährlich es ist und dass man aufpassen muss. Wir nehmen die Warnungen ernst, aber das erste Mal, wo wir wirklich spüren, was die Leute meinen, ist hier in Salvador. Glücklicherweise befindet sich unser Hostel im alten Stadtzentrum, an jeder Ecke steht ein Polizist. Die Einheimischen, mit denen wir in Kontakt kommen, warnen uns sogar, sie seien immer ohne Handy unterwegs. Es ist ein Gefühl, das schwierig zu erklären ist, doch man fühlt sich beobachtet, die Leute haben nichts zu verlieren, es ist normal.

Nach Altstadtbesichtigung, Marktbesuch, Stranderlebnis, ein paar Caipirinhas und Sambakonzerte entscheiden wir uns, einen Leuchtturm im neuen Stadtteil anzusehen. Von dort aus kann man anscheinend den Sonnenauf- und -untergang sehen. Wir gehen einfach tagsüber, einen Tag vor unserer Abreise. Und siehe da, eine kleine Longboard-Welle bricht rechts vom Leuchtturm an einen Ministrand. Und es kam noch besser: ein Typ vermietet am Strändchen Longboards!

El Salvador
Surfen in El Salvador.

Zum Glück haben wir unsere Badeanzüge dabei! Wir wechseln uns ab, denn in Salvador vertrauen wir nicht einmal dem Boardvermieter. Dafür gibts für den Wartenden natürlich einen? Genau, Caipi! Die verkaufen sie aus ihren Bauchläden, wie in anderen Ländern Süssigkeiten oder Popcorn. Und schwach sind sie auch nicht! Die Welle ist hart zu kriegen, wahrscheinlich weil es ein besonders kleiner Tag ist und anscheinend bei Low Tide besser läuft. Immerhin, wir haben in Salvador gesurft!

Wie im Bilderbuch


Für JP waren die paar Tage Stadt zu viel und er will direkt an den Strand. Für mich kein Problem, also gehts nach Itacaré, ein vielversprechendes Surfer-Städtchen. Leider werde ich auf der etwa 10 stündigen Busfahrt, wahrscheinlich wegen dem AC, krank und liege eine Woche lang flach…

…wie es mit Florences Geschichte weitergeht, erfährst du im Teil 2 von «Brasilien oder «wenn Liebe surfen könnte».

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