Martin Fischer aka Frankenstoner verleiht der Welt rund um unsere Heldin Thundergirl die Bildsprache und das visuelle Erscheinungsbild. Die Kooperation mit dem Story-Writer scheint eng verknüpft – man funkt sich auch mal rein.

Der Zeichner hinter dem Comic in unserem Printmagazin ist kein unbeschriebenes Blatt für die Medienwelt. Neben Projekten wie Musikvideos für Rapper, Kooperation mit der bekannten deutschen Band Seeed, Frontmann der Metalband «Pigeon Toe», Mitgründer der Overtoonstudios und vielem mehr lebt der gebürtige Schwarzwälder sowie Familienvater auf Corsica und Freiburg zugleich (Website: frankenstoner.artstation.com). Auch als Snowboardlehrer auf dem berühmten Feldberg arbeitete Martin Fischer vor etwa einer Dekade und war schon immer der Brettsportkultur gegenüber als affin zu bezeichnen. So lernten wir uns während meinem Studium in Freiburg kennen und verloren den Kontakt – bis vor Kurzem.

Portrait Martin Fischer
Martin Fischer aka. Frankenstoner.

Wir schreiben das Jahr 2019 und niemand ahnt auch nur etwas von der Pandemie, ich geniesse das Prasseln auf das vermooste Wellblechdach der Unterkunft im faunareichsten Regenwald Zentralemerikas. Ich geniesse ein Bier in der Hängematte und es schoss mir ein Bild, kurz darauf Szenen sowie diverse Phrasen durch den Verstand.

Geflasht und voller Hoffnung sendete ich Frankenstoner den ersten Textentwurf einen Tag später. Ich hoffte, dass meine groben Sketches der Figur und der Story bei ihm auf Interesse stossen würden.

Yes, er war im Boot. Zack – gesagt, getan entstand nach einigen Absprachen mit Redaktion usw. das Cover des regelmässig erscheinenden, weltweit einzigen fiktionalen Surfcomics für die Herbstausgabe des WaveupMags 2020.

Cover Thundergirl im WaveupMag
Cover von Thundergirl im WaveupMag, Herbstausgabe.

Meine Ideen und mentalen Verästelungen in der grauen Zellenwelt meines Gehirns, die Welt, durch die ich mit geschlossen Augen spaziere und in der jener Comic stattfindet, treffen auf die visuelle Assoziationsfabrik Martin Fischers. Die dritte Doppelseite für die erste WaveupMag-Ausgabe 2021 steht bereits in den Startlöchern. Dies sollte Anlass genug sein, ihm ein paar Fragen zu stellen.

Illustrator, Grafiker, Künstler, Zeichner – wie würdest du deine Tätigkeit aktuell selbst nennen?
Illustrator, Zeichner trifft es ganz gut. Wir machen mit unserem Animations-Studio OVERTOON zur Zeit ne Reihe an Musikvideos, deshalb würde ich mich frech noch als Zeichentrick-Künstler bezeichnen.

Ich kenne dich schon länger und weiss auch von deinen Musikprojekten. In wie weit ist dieses kreative Ventil noch aktiv in deinem Leben?
Seit einer Weile bin ich musikalisch nicht mehr allzu aktiv, zumindest was Band-Projekte angeht. Durch die Musikvideos ist die Verbindung zum Glück immer noch da und wir planen gerade ein eigenes Trickfilm-Format, bei dem ich auch die Musik dazu komponieren werde. Ist noch ein bisschen Zukunftsmusik, aber da es mir schon ordentlich in den Fingern kribbelt, freu ich mich extrem auf dieses Projekt.

Cover Design für Seeed

Du erwähntest, dass du zwei Homebases hast, was hältst du von digitalem Nomadenleben? Würdest du dich dazuzählen?
Auf jeden Fall! Das digitale Nomadenleben ist genau nach meinem Geschmack. Mein mobiles Büro passt in einen Rucksack und ist eigentlich immer dabei.

Gab es einen Moment in deinem Leben, an dem du wusstest, dass du dein Geld mit Kreativität verdienen willst oder wirst?
Ich hab schon recht früh gemerkt, dass ich sowohl beim Musik machen als auch beim Zeichnen immer mehr Bock darauf hatte, was eigenes zu machen, das war immer die Zeit, in der ich am meisten abschalten und mich völlig im Prozess verlieren konnte. 

Ich hab später gemerkt, dass man damit auch Geld verdienen kann, aber auch ein bisschen was dafür machen muss, damit es funktioniert. Zum Glück war die Leidenschaft immer gross genug, so dass ich nie wirklich ernsthaft in die «normale» Berufswelt abgerutscht bin. Ein Rezept, mit dem ich bisher am weitesten gekommen bin ist, immer das zu machen, worauf ich Lust habe und wofür ich mich zu 100% einsetzen kann.

Was ist das beste an deinem Lebensentwurf und womit würdest du Geld verdienen ohne Musik und Zeichnen?
Am besten ist natürlich, dass ich das mache, was mir Spass macht und mir mittlerweile bei den Projekten viel künstlerische Freiheit rausnehmen kann. Keine Ahnung, was ich ohne Musik und Zeichnen machen würde. Vielleicht würde ich in einer kleinen Strandhütte in der Karibik sitzen und Drinks mixen…

Für unsere WaveupMag-LeserInnen: Was motiviert dich dazu, an dem Projekt Surffiction mitzuwirken?
Die Grundidee hat mir gleich von Anfang an gefallen. Als du mich das erste mal angerufen hattest, hab ich mir schon gedacht, dass das bestimmt ein ziemlich spannender kreativer Austausch sein könnte. Ausserdem kenne ich nichts vergleichbares und auf unbekanntem Terrain fühl ich mich am wohlsten.

Cover Artwork von Frankenstoner

Kommst du bei den vielen Aufträgen auch zum Surfen in Corsica?Mittlerweile bin ich wieder in Deutschland und vermisse das Meer schon ziemlich. Das ein oder andere Mal waren wir schon an der Westküste zum Surfen, allerdings hat Corona so ein bisschen nen Strich durch die Rechnung gemacht, da es in Frankreich einen ziemlich strengen Lockdown gab und alle Strände gesperrt waren.

Was wäre für dich bisher ein Meilenstein deines kreativen Tuns?
Musikalisch war eigentlich jede Plattenaufnahme für mich ein kleiner Meilenstein, weil man sich so lange mit dem Projekt befasst und irgendwann das fertige Produkt in der Hand hält. Der letzte Meilenstein beim Zeichnen war unser erstes Musikvideo «Haters & Lovers» von Chabezo, für das wir unglaublich viele Stunden gezeichnet haben und was mir dann einen kleinen Kindheitstraum erfüllt hat, nämlich «Zeichentrickfilme» zu machen.

Carbonara, Pesto oder Bolognese?
Pesto, aber bitte presto!

Espresso, Tee oder Americano?
Espresso, gerne stark, dafür aber viel!

Bier oder Proteinshake?
Bin tatsächlich von Bier auf Proteinshake umgestiegen.

Biggie oder Tupac?
Tupac, bien sur!

Vinyl oder Spotify?
Mittlerweile Spotify, leider.

Michael Jackson oder Elvis?
Gehn auch beide? Sonst nehm ich Ozzy Osbourne.

Hulk oder Iron Man?
Hulk.

Bist du Gründer oder Mitgründer von Overtoons?
Mitgründer.

Was inspiriert dich am meisten?
Mein all-time-favorite-Comic ist THE MAXX. Die grösste Inspiration ist das Leben in seiner Bizarrheit und Skurilität. Leider war es dieses Jahr diesbezüglich ein bisschen langweilig… [grinst ironisch].

The Maxx

Wie gehst du mit kreativen Flauten um? 
Bei kreativen Flauten sollte man am besten eine Runde ins Meer hüpfen.

Hast du persönliche Helden in Form von Lieblingszeichnern, Künstlern? 
Lieblingscomiczeichner ist der fantastische Robert Valley. Check him out.

Danke dir und bis bald!
Gerne gerne, hauste rein!

Schwarz-weiss Zeichnung
Robert Valleys Arbeit auf Instagram.